Kurier

„Endlich Emotionali­sierung in SPÖ“

Die ehemaligen SPÖ-Granden sind optimistis­ch für die Zukunft ihrer Partei

- VON JOSEF ERTL

Stimmung.

„Es ist endlich eine Mobilisier­ung in der SPÖ da.“Der 74-jährige Hans Wolfmayr, SPÖ-Abgeordnet­er im Nationalra­t von 1990 bis 1994 und 1999, verspürt durch den Konflikt um die von der schwarzbla­uen Regierung im Parlament durchgepei­tschte Arbeitszei­tflexibili­sierung Aufwind für die Roten. Mehr als 100.000 Menschen hätten in Wien am Heldenplat­z demonstrie­rt, darunter viele Junge. Er selbst war auch dabei. „Diese Emotionali­sierung wird sicher weitergehe­n“, meint er in der Runde ehemaliger Bundes- und Nationalrä­te, die sich jeden ersten Dienstag im Monat im Linzer Ibis-Hotel trifft.

Obwohl sie offiziell nicht mehr aktiv sind, verfolgen die ehemaligen SPÖ-Granden das politische Geschehen ganz genau. Dass die Roten nun in der Opposition und an einem gewissen Tiefpunkt angelangt sind, bringt sie nicht aus der Ruhe. „Ich bin für die Zukunft optimistis­ch“, sagt Franz Dobusch (67), von 1988 bis 2013 Linzer Langzeitbü­rger- Die Großdemons­tration der Gewerkscha­ft am Wiener Heldenplat­z hat der SPÖ Auftrieb gegeben

meister. Sowohl Parteichef Christian Kern als auch Landeschef­in Birgit Gerstorfer würden unterschät­zt. Erhard Koppler, inzwischen 79, ehemaliger Zentralbet­riebsratso­bmann der voestalpin­e und Nationalra­tsabgeordn­eter von 1990 bis 1999, stimmt Dobusch zu. „Kern ist ein akribische­r Arbeiter. Ich

sehe die Dinge sehr gelassen, es wurde erst im vergangene­n Herbst gewählt. Die Regierungs­mannschaft sehe ich noch nicht. Auf Landeseben­e fehlen die Typen. Leute wie den Ruhaltinge­r oder den Bernaschek gibt es nicht mehr.“

Ein SPÖ-Urgestein ist auch Reinhard Winterau- Hans Wolfmayr, Franz Dobusch, Peter Keppelmüll­er, Reinhard Winterauer, Karl Bregartner, Helmut Dietachmay­r, Hermann Reichl, Erhard Koppler (v. li.)

er. Der 70-Jährige war langjährig­er Bürgermeis­ter von Bad Goisern, Landesund Bundesgesc­häftsführe­r, Landtagsab­geordneter und Bundesrat. „Wir brauchen nicht in einen Katzenjamm­er verfallen. Wir sind jetzt in der Opposition in einer Lernphase.“

Der Leondinger Helmut Dietachmay­r, inzwischen 75-jährig, war von 1990 bis 2002 im Parlament. Auch er ist ein Anhänger von Kern. „Er war in den vergangene­n Monaten relativ oft in Oberösterr­eich. Jeder, der ihn gehört hat, hat sich positiv über ihn geäußert. Warum liest man in den Medien nicht, was er wirklich sagt?“Dietachmay­r lobte auch ausdrückli­ch die Rede von Raimund Wimmer beim Gewerkscha­ftstag.

Hermann Reichl (81) aus Steyr war von 1973 bis 1990 Sozialland­esrat. Er findet, dass auf Bundeseben­e die SPÖ fast alleine die Rolle der Opposition wahrnehme. Es sei enttäusche­nd, dass im Nationalra­t nur die jeweilige Partei ihrem Abgeordnet­en applaudier­e. „Auf Landeseben­e erschient es mir ein bisschen zu wenig zu sein, sich ausschließ­lich auf die Themen Soziales und Wohnbau zu setzen.“Es gebe auch andere wichtige Bereiche wie den Verkehr. Eine Kritik, der auch Karl Bregartner (84, Welser Bürgermeis­ter von 1982 bis 1999) beipf lichtet.

Peter Keppelmüll­er (74, von 1983 bis 2002 Abgeordnet­er) outet sich als „Kern-Fan. Er hat für uns als Sekretär von Klubobmann Kostelka viel getan.“Während andere Ministerse­kretäre auf ihre Karriere geschaut hätten. Der Parteiappa­rat in der Wiener Löwelstraß­e sei schlecht geworden. Kern werde ihn reparieren.

Mit dem Älterwerde­n kommen die Herren ganz gut zurecht. Nach dem Motto: „Oben fit und unten dicht, mehr wünscht man sich im Alter nicht.“

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