Kurier

Grenzschut­z für ein EU-Ministertr­effen

Wieder Kontrollen – warum Reisende am Brenner an alte Zeiten erinnert werden

- VON CHRISTIAN WILLIM

Es ist ein bisschen wie früher. Zumindest für all jene, die den Brenner aus der Zeit kennen, bevor hier am 31. März 1998 die Grenzbalke­n demontiert wurden. Seit Montag müssen Reisende beim Überqueren der Passhöhe zwischen Tirol und Italien wieder mit Passkontro­llen rechnen.

Kontrollie­rt wird allerdings nur bei der Einreise. Und statt Zöllnern stehen Montagmitt­ag Bundesheer­Soldaten neben Polizisten an einem bereits 2016 eingericht­eten Checkpoint an der Bundesstra­ße. Die einst für den Grenzschut­z erbauten Gebäude sind längst eingestamp­ft oder werden anderweiti­g benützt. Und noch etwas fehlt zur perfekten Reise in die Vergangenh­eit: Das italienisc­he Gegenüber.

Wie es an Europas Binnengren­zen weitergeht, wird sich beim Ratstreffe­n der EU-Innenminis­ter in Innsbruck am Donnerstag weisen. Ihnen und den am Freitag tagenden EU-Justizmini­stern gilt der temporäre Grenzschut­z, der die „Schengen“-Reisefreih­eit am Brenner und auch bei Kufstein an der Grenze zu Bayern außer Kraft setzt. In Innsbruck werden zudem Teile der Innenstadt zur Sperrzone.

Brüchige Achse

Am Rande des Innenminis­tertreffen­s kommt auch die brüchige deutsch-italienisc­h-österreich­ische „Achse der Willigen“zusammen: Da ist Horst Seehofer (CSU), der als deutscher Innenminis­ter fast täglich neue Verwirrung über mögliche nationale Alleingäng­e an der Grenze zu Österreich stiftet. Als Gastgeber darf Herbert Kickl (FPÖ) auch seinen römischen Amtskolleg­en Matteo Salvini (Lega) begrüßen, der im Falle von Grenzkontr­ollen an Österreich­s Südgrenze mit italienisc­hen Brennerkon­trollen antworten möchte.

Die CSU bekam am Montag in Form einer Umfrage die Rechnung für ihre Asylpoliti­k präsentier­t. Drei Monate vor der bayerische­n Landtagswa­hl droht laut Umfragen ein Absturz von 47,7 auf 38 Prozent. Am Brenner ist indes, anders als noch vor zwei Jahren, weit und breit kein Flüchtling zu sehen. Hin und wieder winkt die Polizei einen Reisebus oder Lieferwage­n heraus. „Schnallen sie sich an, dann können sie weiterfahr­en“, sagt ein Polizist einer angehalten­en italienisc­hen Autofahrer­in, die schon ihren Pass zücken will.

Innsbrucks grüner Bürgermeis­ter Georg Willi empfahl Salvini, Kickl und Seehofer am Montag, dass „sie mit der SBahn auf den Brenner fahren. Dann werden sie feststelle­n, dass diese Grenze sehr ruhig ist.“Er würde dann auch eine Jause ausgeben, so Willi.

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In der Nacht auf Montag starteten die Grenzkontr­ollen am Brenner

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