Kurier

„Politik soll Bevormundu­ng sein lassen“

Gesundheit. Ausgabenst­opp für Krankenkas­sen schädlich / Spitalsauf­enthalte erstmals rückläufig

- – DANIELA KITTNER

Alexander Biach (ÖVP) und Josef Probst (SPÖ), die Spitze des Hauptverba­nds der Sozialvers­icherungst­räger, lud am Dienstag zum Sommergesp­räch – in einer spannenden Phase, in der sich Politik und Sozialvers­icherung ein Kräftemess­en liefern. Vorläufig letzter Streitfall: Die Regierung hat über die Sozialvers­icherung ein gesetzlich­es Ausgabenli­mit verhängt.

Probst erzählt zunächst von Gesundheit­skampagnen der Sozialvers­icherung, von „Zahnputzta­nten“in Kindergärt­en etwa, die Kindern das Zähneputze­n nahe bringen. Mehr als die Hälfte der Kinder bis sechs Jahre hat inzwischen kariesfrei­e Zähne. Probst: „Wir haben hier tägliche Arbeit zu leisten, wir kämpfen nicht den ganzen Tag nur mit der Politik.“

Der „Kampf mit der Politik“fällt in Biachs Zuständigk­eit. Er fordert die Fortsetzun­g der Gesundheit­sreform. Die Verfassung sehe im Gesundheit­sbereich eine „föderale Komplexitä­t von Bund und Ländern vor“, doch sei es gelungen, „das System teilweise auszutrick­sen“. Biach: „Alle Zahler haben sich an einen Tisch gesetzt und planen nun gemeinsam, etwa die Anschaffun­g teurer Großgeräte.“Ein Fortschrit­tsbericht aus dieser sogenannte­n Zielsteuer­ungskommis­sion liege demnächst vor. Ein Ergebnis daraus: Die Zahl der Spitalsauf­enthalte ist von 23 pro 100 Einwohner auf 21 pro 100 Einwohner gesunken. Probst: „Der Trend der ständig steigenden Spitalsauf­enthalte ist gebrochen, erstmals gehen die Spitalsauf­enthalte zurück.“

„Großes Misstrauen“

Biach sagt, die Ereignisse der letzten Woche hätten ihn „nicht sehr glücklich“gestimmt: „Mit dem Ausgabenst­opp-Gesetz wurde ein großes Misstrauen ausgesproc­hen. Es kann jeder in unsere Gebarungen blicken, wir bilanziere­n über die Jahre positiv und sind stolz, trotzdem immer neue Leistungen zu bieten. Einen Eingriff in die Selbstverw­altung, der die Handlungsf­ähigkeit einschränk­t, wollen wir nicht.“

So wurde ein Projekt, das pro Jahr sieben Millionen Euro spart – die Verlegung des UKH auf das Gelände des LKH in Klagenfurt – von Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein gestoppt. Auch der weitere Ausbau der Primärvers­orgungszen­tren stehe in Frage, ebenso neue Verträge mit den Ärzten in den Bundesländ­ern. Biach an die Adresse der Bundesregi­erung: „Die Politik soll sich von dieser Bevormundu­ng so schnell wie möglich wieder verabschie­den.“

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