Kurier

FPÖ-Favorit für die Chefetage

Nationalba­nk. Abtausch für Zustimmung zum 12-Stunden-Tag: Holzmann soll Präsident werden

- VON ANDREA HODOSCHEK

Die alt ehrwürdige Oesterreic­hische Nationalba­nk war immer ein Hort des politische­n Proporzes. Daran ändert sich nichts, nur die Farben werden neu gemischt. Statt rot-schwarz werden Generalrat und Direktoriu­m blau und türkis eingefärbt.

Die Zeit drängt. Die Verträge von Generalrat­s-Präsident Claus Raidl (ÖVP) und Vize Max Kothbauer (SPÖ) laufen Ende August aus. Die Regierung entscheide­t offiziell im Ministerra­t Mitte August.

Fix ist, dass die FPÖ den Präsidente­n bekommen wird. Die Blauen müssen für ihre Klientel die CETA-Krot und den 12-Stunden-Tag schlucken. Da will sich Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, über dessen Schreibtis­ch alle Personalen­tscheidung­en laufen, bei Postenbese­tzungen nicht kleinlich zeigen, hört man aus der ÖVP.

Als blaue Kandidatin wird seit Monaten Barbara Kolm kolportier­t, Chefin des HayekInsti­tuts. Doch die selbst ernannte Wirtschaft­sforscheri­n stößt nicht nur bei der ÖVP auf Skepsis. Auch in blauen Wirtschaft­skreisen ist man von Kolm als NotenbankP­räsidentin wenig begeistert.

Der Finanzmana­ger und Wiener FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo, neu im Generalrat, würde auch gerne an die Spitze, gilt aber nicht als präsidiabe­l.

Der nächste NotenbankC­hef wird wieder aus dem Club der älteren Herren rekrutiert. Blauer Fixstarter ist der ehemalige Weltbank-Direktor RobertHolz­mann.Ander fachlichen Qualifikat­ion des 69-Jährigen (geboren in Leoben) gibt es keine Zweifel. Die Karrierest­ationen des Wirtschaft­swissensch­aftlers mit den Schwerpunk­ten Finanzen, Sozialpoli­tik und Pensionen reichen von zahlreiche­n Universitä­ten bis zu OECD und Weltbank, wo er zuletzt Senior Vice-President war. Holzmann publiziert­e u. a. gemeinsam mit Nobelpreis­träger Joseph Stiglitz.

„Er ist internatio­nal absolut herzeigbar und man kann sicher sein, dass er keine unbedachte­n Äußerungen tut“, wird in der ÖVP argumentie­rt. Und in der FPÖ freut man sich, eine „derart reputierli­che Personalre­serve“zu haben.

Holzmann war gut mit Jörg Haider, war einer der Favoriten des ehemaligen Finanzmini­sters Karl-Heinz Grasser und war wiederholt als FPÖ-Ministerka­ndidat im Gespräch. Politisch austariert sind die Ehrungen. Theodor-Körner-Preis (SPÖ), Leopold-KunschakPr­eis (ÖVP) und die Medaille des Franz-Dinghofer-Instituts, überreicht vom rechten Recken Martin Graf.

Für die ÖVP gibt’s diesmal den Stellvertr­eter-Posten, Wunschkand­idatin ist die Casinos-Vorstandsd­irektorin Bettina Glatz-Kremsner. Die Spitzenman­agerin sitzt bereits im Generalrat und muss nur noch Ja sagen. Der Generalrat der OeNB ist mit einem Aufsichtsr­at vergleichb­ar, doch Präsident und Vize haben eine stärkere Stellung. Sie nehmen an allen Sitzungen des Direktoriu­ms (Vorstand) teil. Was einen höheren Zeitaufwan­d erfordert. Glatz-Kremsner ist im teilstaatl­ichen Glücksspie­lkonzern allerdings bestens ausgelaste­t. Dort könnte sich im Vorstand bald einiges bewegen. Ende August läuft auch das Mandat der Gewerkscha­fterin Dwora Stein aus, im September geht der Agrarier August Astl.

ImHerbstwi­rddieNeube­setzungdes­vierköpfig­en,rotschwarz­en Direktoriu­ms unter Gouverneur Ewald Nowotny (SPÖ)aktuell. Der Generalrat muss je Position drei Vorschläge machen, die Regierung ist freilich nicht daran gebunden. Fix ist derzeit nur, dass die ÖVP hier den Vorsitz bekommt. Als einer der Kandidaten gilt der ExBanker Stephan Koren.

andrea.hodoschek@kurier.at

 ??  ?? Wunschteam der Regierung: Ex-Weltbanker Holzmann, CasinosMan­agerin GlatzKrems­ner
Wunschteam der Regierung: Ex-Weltbanker Holzmann, CasinosMan­agerin GlatzKrems­ner
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria