Gewerkschaft droht nach Einschüchterungsversuch
AHS-Vertreter. „Werden uns zu wehren wissen“
Ilse Rollett ist kein Fan der Deutschförderklassen. Und das sagte die Wiener AHSDirektorin auch laut bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit einigen anderen Pädagogen zum Thema „Deutschförderklassen – so nicht!“im Juni. An ihrer Schule, so Rollet, führe sie sicher keine Deutschförderklasse ein.
Unbemerkt blieb der Protest der Lehrerin nicht.
Just am letzten Schultag bekam die Direktorin Besuch: „Kurz vor acht Uhr standen plötzlich vier Beamte vor meiner Tür“, erzählt sie dem KURIER. Darunter: Markus Benesch, Kabinettschef von Bildungsminister Heinz Faßmann, Martin Netzer, Generalsekretär und die Landesschulinspektorin.
Für Direktorin Rollet ein „Einschüchterungsversuch“.
Netzer dementiert. Es ginge vielmehr um eine „Versachlichung“des Themas. „Stimmt, es war ein ungewöhnlicher Schritt. Aber manchmal stehen die Chefs einfach vor der Tür“, erklärte er im Gespräch mit dem KURIER. Weil nämlich: Rollett habe ja quasi einen Boykott angekündigt. Netzer: „Und wenn ein Beamter sagt, er vollzieht ein Gesetz nicht, dann müssen wir etwas unternehmen, sonst machen wir uns ja eines Vergehens schuldig.“
Rollet habe nämlich zuletzt 25 so genannte außerordentliche (a.o.) Schüler gehabt, für die ja die Deutschförderklassen entwickelt worden seien. „Wir waren bei ihr in der Sprechstunde, um ihr das in aller Deutlichkeit zu sagen“, erklärt Netzer. Problem dabei war, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, dass im neuen Schuljahr an Rolletts Schule nur eine a.o.Schülerin sein werde, die Direktorin also zurecht keine Deutschklasse plant.
Aktion „überzogen“
Gar keine Freude mit der Aktion hat die mächtige Lehrergewerkschaft: „Ich glaube nicht, dass es Aufgabe des Ministeriums ist, Vertreter an Schulen zu schicken, um Leute einzuschüchtern“, droht Lehrergewerkschaftssprecher Paul Kimberger. Sein Kollege Herbert Weiß, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft, pf lichtet ihm bei: „Diese Aktion war überzogen, um es vorsichtig auszudrücken. Und wenn es ein Signal zur Einschüchterung einer Kollegin war, dann kann ich nur sagen: Wir werden uns zu wehren wissen.“
Bildungsminister Heinz Faßmann, sagt Netzer, war angeblich über den Besuch seiner Mitarbeiter nicht informiert.
Die Opposition schäumt. SPÖ-Bildungssprecherin Hammerschmidt verlangt von Faßmann „volle Auf klärung über die Strafexpedition“. Neos-Bildungssprecher Matthias Strolz sagt: „Maulkörbe für Betroffene haben noch selten geholfen, die Qualität von Maßnahmen zu verbessern.“