Salzburger Nachrichten

Heureka! Es wird eine neue Abgabe geben

Muss man sich vor einem neuen Urheberrec­htsgesetz fürchten?

- Hedwig Kainberger HEDWIG.KAINBERGER@SALZBURG.COM

Nach jahrelange­r Verspätung ist die Novelle zum Urheberrec­htsgesetz ausgesandt. Die Haare wird sich raufen, wer durchdenkt, welcher Rattenschw­anz an Endlosverh­andlungen, Gutachten, Umprogramm­ierungen von Kassen und Rückerstat­tungsformu­larverwalt­ung diese Novelle des Urheberrec­hts mit sich bringt. Die aufregends­te Neuerung ist das, was bisher als Festplatte­nabgabe gefordert wie verteufelt worden ist und nun „Speicherme­dienabgabe“heißt: Beim Kauf jeden Geräts, mit dem Musik-, Textoder Filmdateie­n kopiert werden können, soll eine Abgabe kassiert werden. Diese fließt an Verwertung­sgesellsch­aften, die zuerst sich selbst finanziere­n und das weitere Geld an Urheber wie Autoren – Musiker, Wissenscha­fter oder Filmemache­r – ausschütte­n. Da das Gesetz nur Kriterien vorgibt, müssen Handel und Verwertung­sgesellsch­aften die Tarife aushandeln. Auch wer Bücher, Musik und Filme gerne digital konsumiert, kommt da ins Grübeln. Warum sollte jemand, der CDs und DVDs sowieso oft nur mit Kopierschu­tz erwerben kann, eine Abgabe für Privatkopi­en zahlen? Warum wird die Abgabe auch von jenen kassiert, die Musik über gesondert zu bezahlende­s Streaming hören? Es ist noch keinem Experten gelungen, ein einfaches, stabiles und alle Beteiligte­n – Urheber wie Händler und Konsumente­n – beglückend­es Modell zu ersinnen. Deswegen das Entgelt für Privatkopi­en gar nicht zu regeln wäre schlimmer als die jetzige Novelle. Auf jede Eventualit­ät einzugehen züchtet noch mehr Auswüchse als eine nicht perfekt treffsiche­re Pauschale. Und: Solange wir uns Demokratie leisten, sind halt die Interessen aller Beteiligte­n möglichst zu berücksich­tigen. Moralisch wie juristisch steht außer Streit: Dem Urheber steht ein Entgelt von jenem zu, der sein Werk nutzt. Gelingt es uns nicht, diesen Grundsatz einigermaß­en einzuhalte­n, würden wir zwei unserer Lebensgrun­dlagen, die Kunst und die Wissenscha­ft, schädigen. Daher ist zu begrüßen, wenngleich mit Magenschme­rz, dass die neue Speicherme­dienabgabe auf ihren Weg gebracht ist.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria