Stadtrundgang einmal anders – zu den Global Playern von Wien
Der Journalist Reinhard Engel führt seine Leser auf Entdeckungsreise zu erfolgreichen Wiener Unternehmen.
Vielen, die an Wien denken, kommen zuerst touristische Attraktionen in den Sinn: Schloss Schönbrunn, die Sängerknaben, die Lipizzaner und vieles andere mehr. Gelobt wird auch die hohe Lebensqualität und die Sicherheit in der Stadt. Aber dass Wien auch ein bedeutender Wirtschaftsstandort ist und viele Unternehmen, die hier ihren Sitz haben, in der ganzen Welt erfolgreich tätig sind, geht in der Regel unter. Der Journalist Reinhard Engel setzt dieser Sicht mit dem Buch „Wien Global“etwas entgegen.
Eingeleitet von einem Streifzug durch Wiens Wirtschaftsgeschichte, in der auch daran erinnert wird, dass der Schmelztiegel Wien immer schon ausländische Investoren angelockt hat, unternimmt Engel einen Stadtrundgang der anderen Art. Die Sehenswürdigkeiten, die er den Lesern zeigt, sind 40 Unternehmen, die alle auf ihre Art einzigartig sind. Man findet weithin bekannte Flaggschiffe wie Siemens, Wienerberger oder die OMV ebenso wie die Traditionsmarkenbetriebe Manner, Lobmeyr oder Staud.
Interessant machen das Buch vor allem aber die im Verborgenen blühenden Klein- und Mittelbetriebe, auf die der Autor das Licht richtet. Etwa auf Pani, einen Hersteller von Projektoren, mit denen die Schweizer Großbank Credit Suisse ihr Logo an Hauswände werfen lässt, oder in vielen Opernhäusern dafür gesorgt wird, dass die Sänger auf der Bühne nicht nur gut zu hören, sondern auch gut zu sehen sind.
Man macht mit der 2003 gegründeten Plasmo Industrietechnik Bekanntschaft, an der auch die niederösterreichische Berndorf AG beteiligt ist. Plasmo prüft mit Kameras und Sensoren, ob sich in der Fertigung großer Autohersteller keine Fehler einschleichen. Man erfährt, dass der ehemalige Geschäftsführer des Konzerthauses, Bernhard Kerres, eine Brücke zwischen Kunst und Wirtschaft geschlagen und sich mit einem Unternehmen selbstständig gemacht hat. Auf der Plattform Hello Stage bringt er Musiker und Orchester des Klassikbetriebes und Musikagenten zusammen.
Dass Wien auch als eine Hauptstadt der Musik gilt, weiß der frühere Musiker Herbert Tucmandl für sich zu nützen. Über seine Vienna Symphonic Library bietet er digitale Klänge an mittlerweile 40.000 Kunden weltweit an. Sogenannte Samples werden in der Musikbranche mittlerweile breit eingesetzt – man spart sich teure Aufnahmen, etwa für Werbespots oder Dokumentationen. Auch im Dienstleistungsbereich wird man fündig, etwa bei Hu- man Dynamics, einem Berater, der Regierungen auf der ganzen Welt hilft, Verwaltungen effizienter und Rechtssysteme besser zu machen.
Engel stattet auch Schiebel Electronics einen Besuch ab, bekannt für seine Minensuchgeräte, aber vor allem für seine Drohnen. Diese unbemannten Mini-Helikopter werden immer stärker im zivilen Bereich eingesetzt, etwa, um einen Konvoi von Handelsschiffen vor Angriffen durch Piraten zu schützen. Oder, ganz aktuell, um im Mittelmeer die Suche nach Flüchtlingsbooten zu unterstützen, und so Menschen vor dem Ertrinken zu retten.