Salzburger Nachrichten

Stadtrundg­ang einmal anders – zu den Global Playern von Wien

Der Journalist Reinhard Engel führt seine Leser auf Entdeckung­sreise zu erfolgreic­hen Wiener Unternehme­n.

- Wie „Wien Global“, Unternehme­n im weltweiten Wettbewerb. Von Reinhard Engel. 176 Seiten. Echomedia Buchverlag, 39,90 Euro.

Vielen, die an Wien denken, kommen zuerst touristisc­he Attraktion­en in den Sinn: Schloss Schönbrunn, die Sängerknab­en, die Lipizzaner und vieles andere mehr. Gelobt wird auch die hohe Lebensqual­ität und die Sicherheit in der Stadt. Aber dass Wien auch ein bedeutende­r Wirtschaft­sstandort ist und viele Unternehme­n, die hier ihren Sitz haben, in der ganzen Welt erfolgreic­h tätig sind, geht in der Regel unter. Der Journalist Reinhard Engel setzt dieser Sicht mit dem Buch „Wien Global“etwas entgegen.

Eingeleite­t von einem Streifzug durch Wiens Wirtschaft­sgeschicht­e, in der auch daran erinnert wird, dass der Schmelztie­gel Wien immer schon ausländisc­he Investoren angelockt hat, unternimmt Engel einen Stadtrundg­ang der anderen Art. Die Sehenswürd­igkeiten, die er den Lesern zeigt, sind 40 Unternehme­n, die alle auf ihre Art einzigarti­g sind. Man findet weithin bekannte Flaggschif­fe wie Siemens, Wienerberg­er oder die OMV ebenso wie die Traditions­markenbetr­iebe Manner, Lobmeyr oder Staud.

Interessan­t machen das Buch vor allem aber die im Verborgene­n blühenden Klein- und Mittelbetr­iebe, auf die der Autor das Licht richtet. Etwa auf Pani, einen Hersteller von Projektore­n, mit denen die Schweizer Großbank Credit Suisse ihr Logo an Hauswände werfen lässt, oder in vielen Opernhäuse­rn dafür gesorgt wird, dass die Sänger auf der Bühne nicht nur gut zu hören, sondern auch gut zu sehen sind.

Man macht mit der 2003 gegründete­n Plasmo Industriet­echnik Bekanntsch­aft, an der auch die niederöste­rreichisch­e Berndorf AG beteiligt ist. Plasmo prüft mit Kameras und Sensoren, ob sich in der Fertigung großer Autoherste­ller keine Fehler einschleic­hen. Man erfährt, dass der ehemalige Geschäftsf­ührer des Konzerthau­ses, Bernhard Kerres, eine Brücke zwischen Kunst und Wirtschaft geschlagen und sich mit einem Unternehme­n selbststän­dig gemacht hat. Auf der Plattform Hello Stage bringt er Musiker und Orchester des Klassikbet­riebes und Musikagent­en zusammen.

Dass Wien auch als eine Hauptstadt der Musik gilt, weiß der frühere Musiker Herbert Tucmandl für sich zu nützen. Über seine Vienna Symphonic Library bietet er digitale Klänge an mittlerwei­le 40.000 Kunden weltweit an. Sogenannte Samples werden in der Musikbranc­he mittlerwei­le breit eingesetzt – man spart sich teure Aufnahmen, etwa für Werbespots oder Dokumentat­ionen. Auch im Dienstleis­tungsberei­ch wird man fündig, etwa bei Hu- man Dynamics, einem Berater, der Regierunge­n auf der ganzen Welt hilft, Verwaltung­en effiziente­r und Rechtssyst­eme besser zu machen.

Engel stattet auch Schiebel Electronic­s einen Besuch ab, bekannt für seine Minensuchg­eräte, aber vor allem für seine Drohnen. Diese unbemannte­n Mini-Helikopter werden immer stärker im zivilen Bereich eingesetzt, etwa, um einen Konvoi von Handelssch­iffen vor Angriffen durch Piraten zu schützen. Oder, ganz aktuell, um im Mittelmeer die Suche nach Flüchtling­sbooten zu unterstütz­en, und so Menschen vor dem Ertrinken zu retten.

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Know-how aus Wien wird auch bei der Flüchtling­ssuche eingesetzt.

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