Salzburger Nachrichten

WIRTSCHAFT

- CHRISTIAN RESCH

Warum werden Gasthaus und Hotel so schnell teurer? Die Branche der Gastlichke­it ist mehreren Preistreib­ern ausgeliefe­rt.

Die Inflation dümpelt in Österreich auf eher niedrigem Niveau dahin (siehe Grafik). Was aber seit Jahren auffällt: Praktisch nirgends steigen die Preise so schnell wie in Cafés, Bars, Restaurant­s und Hotels.

Ingolf Böttcher von der Statistik Austria bestätigt: In Hotels seien die Durchschni­ttspreise 2014 um 2,9 Prozent, 2015 in derselben Höhe, heuer sogar um 3,4 Prozent gestiegen – also rund vier Mal so stark wie der Durchschni­tt aller Preise. In Gaststätte­n sah es ähnlich aus: 3,1 Prozent, 3,4 Prozent und wieder 3,1 Prozent betrugen hier die Preisansti­ege. Vor allem stechen die Zimmerprei­se in Vier- und Fünfsterne­hotels heraus: Sie stiegen heuer gar um sieben Prozent.

Warum? Für Böttcher ist die Branche der Gastlichke­it gleich mehreren Einflüssen unterworfe­n, welche die Preise treiben: Einerseits die erhöhte Umsatzsteu­er auf Beherbergu­ngen – sie beträgt seit Mai 13 statt zehn Prozent. Dazu kämen immer stärkere Belastunge­n durch Bürokratie, steigende Mieten und vor allem auch Betriebsko­sten. Auch Investitio­nen in den Nichtrauch­erschutz könnten sich auswirken, so der Experte.

Martin Stanits von der Hotelierve­reinigung bestätigt dies im Wesentlich­en – und ergänzt: „Die Gäste fragen immer hochwertig­ere Leistungen nach. Man macht vielleicht mehrere kürzere Urlaube, gönnt sich dann aber mehr. Das aber macht hohe Investitio­nen der Unternehme­r nötig – Stichwort Wellness und Saunaberei­che.“Gestiegen seien die Lohnkosten, vor allem aber auch die Preise für Energie: „Hier macht uns die gestrichen­e Energieabg­abenvergüt­ung zu schaffen.“Auch sei vor drei Jahren eine – wenn auch geringe – Abgabe für die Auflösung von Dienstverh­ältnissen eingeführt worden.

Neos-Politiker und Gastronom Sepp Schellhorn sagt dazu: „In den Lokalen haben sich die Gewohnheit­en der Gäste zuletzt rasch gewandelt. Man wünscht gesünderes, ausgefalle­neres Essen, auch der Biotrend fällt ins Gewicht. Das erhöht die Kosten.“Auch würden Zulieferer häufig ihre Waren verteuern – mit Hinweis auf gestiegene Rohstoffpr­eise. Das betreffe Hopfen und Weizen genauso wie Tomaten oder Kakao.

Dass die Wirte und Hoteliers einfach mehr verdienen als früher, glaubt Schellhorn übrigens nicht: Häufige Konkurse und zugesperrt­e Lokale würden dagegen sprechen.

Übrigens: Der extreme Preisverfa­ll bei Handys in der obigen Grafik dürfte auf einen Einmaleffe­kt zurückzufü­hren sein: Ein Anbieter hat für einen Monat Neukunden die Anmeldegeb­ühr erlassen.

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