Telekom Austria soll wachsen
Der heimische Marktführer ist zu klein für den internationalen Wettbewerb.
WIEN. Seit der lateinamerikanische Telekomriese América Móvil im Sommer 2012 bei der Telekom Austria (TA) eingestiegen ist, ist die Rede von Expansion. Der frühere Staatsmonopolist werde als Standbein in Europa und Plattform für Zukäufe des Konzerns des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim in Osteuropa dienen, so lautete die Vision. Bis dato gab es zwar 18 kleinere Übernahmen – viele davon Kabelnetzbetreiber –, wirklich große Würfe sind jedoch ausgeblieben.
Man habe zunächst „das Unternehmen aus der Notaufnahme bringen müssen“, sagte Vorstandschef Alejandro Plater am Montag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Nun soll die Telekom Austria aber wirklich zurück auf den Wachstumspfad: Derzeit sei sie zu klein für internationalen Wettbewerb, sagte Plater. Wachsen soll der Konzern, wenn möglich, organisch, aber auch durch weitere Zukäufe – in angestammten Ländern und Geschäftsfeldern ebenso wie in ganz neuen Bereichen. Konkrete Projekte wurden nicht genannt. Für größere Objekte müsste aber über die Finanzierung gesprochen werden, sagte Finanzchef Siegfried Mayrhofer. Der Kapitalpolster der TA ist durch die Rückzahlung einer teuren Anleihe im Jänner geschrumpft.
Fortschritte durch künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge werden die Welt verändern, daher müssten sich auch Unternehmen ändern, betonte Plater. Solche Transformationsprozesse seien aber manchmal schmerzhaft, sagte der Telekom-Chef, der zuletzt auch wegen schlechter Werte in einer Mitarbeiterbefragung unter Druck geraten ist. Der Wandlungsprozess werde auch nicht aufhören.
Dank des strikten Sparkurses und besserer Geschäfte im Heimat- markt Österreich – trotz sinkender Roamingtarife – hat die Telekom im zweiten Quartal 2016 mehr verdient, der Umsatz stieg um 3,5 Prozent auf 1,03 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis (EBITDA) um 3,9 Prozent auf 329 Mill. Euro. Auch ohne Zukäufe gab es ein geringfügiges Wachstum. Im Halbjahr wurden 2,04 Mrd. Euro umgesetzt, was exklusive Übernahmen ein leichter Rückgang von 0,2 Prozent war. Das Betriebsergebnis betrug 664 Mill. Euro – ein Minus von einem Prozent ohne Übernahmen. Die Zahl der Mitarbeiter lag zum Halbjahr mit 17.660 um knapp zehn Prozent über dem Vorjahreswert. In Österreich ging der Personalstand aber um 2,2 Prozent auf 8464 zurück.
Am Ausblick hielt die Telekom fest. Bei der Dividende bessert der Konzern, wie berichtet, nach: von fünf auf 20 Cent je Aktie. Sehr zum Missfallen des Betriebsrats: Zentralbetriebsratschef Walter Hotz warf der Staatsholding ÖBIB, die den 28,4-Prozent-Anteil der Republik verwaltet, vor, die höhere Dividende gefährde Arbeitsplätze.
„Wandel ist manchmal schmerzhaft.“Alejandro Plater, Telekom-Austria-Chef