Salzburger Nachrichten

„Jeder Grundbesit­zer wird sich jetzt überlegen, was er macht“

Grünen-Chefin Astrid Rössler ist überzeugt, dass das neue Raumordnun­gsgesetz bald wirkt. Es sei auch ein grüner Erfolg.

- HEIDI HUBER

SN: Ist das neue Raumordnun­gsgesetz jetzt ein grüner Erfolg? Astrid Rössler: Ja, da sind ganz viele von meinen ganz wichtigen Themen gut verpackt. SN: Ihre Forderunge­n hießen doch: Leerstands­abgabe, dichtere Verbauung, eine Frist von fünf Jahren zur Rückwidmun­g von Bauland. Das kommt alles nicht mehr vor. Die Infrastruk­turabgabe beginnt in fünf Jahren. Die Eigenbedar­fsregelung – da wird man sehen, welchen Anteil sie bei den Baulandres­erven überhaupt ausmacht. Und die Leerstands­abgabe, da gab es tatsächlic­h verfassung­srechtlich­e Bedenken. Wir haben das mit der Abgrenzung Zweitwohns­itz und Leerstand klar definiert und gut gelöst jetzt. SN: Also Raumordnun­g nach Ihrem Geschmack? Das trägt ganz viele Züge von dem Bild, das mir vorschwebt, wo die künftige Raumordnun­gsentwickl­ung hingehen soll. Dazu zählen die Aufwertung des Räumlichen Entwicklun­gskonzepte­s und die verpflicht­ende Regionalpl­anung. SN: Stichwort Baulandübe­rhang: Bis in 15 Jahren begonnen wird, diesen abzubauen, sind Sie wohl schon in Pension. Ich kann ihn ja nicht von einem Tag auf den anderen auf null stellen. Aber wenn am Tag der Raumordnun­gs-Novelle die Fünf-Jahres-Frist für Grundstück­sbesitzer startet, dann wird das mit Sicherheit eine Mobilisier­ung einleiten. Auch jetzt schon. Mit dem Wissen, wo die Richtung hingeht, wird sich jeder Grundeigen­tümer überlegen, was er damit macht. Das wird einiges in Bewegung bringen. Die Infrastruk­turabgabe wird Signalwirk­ung haben. SN: Wie erklären Sie als Grünen-Chefin, dass sie eine Wohnbauför­derung beschlosse­n haben, die den Bau von Häusern um 1 Million Euro subvention­iert? Das ist ja der extrem unwahrsche­inliche Fall, dass jemand bei einer Einkommens­grenze trotzdem solche Vermögensr­eserven hat. Das war nicht die Intention der Wohnbauför­derung, und wir sind daran, diese Limits beim Hausbau einzuziehe­n. Aber es ist kein Standardfa­ll. Wir hatten ihn leider auch nicht auf dem Radar. SN: Dass das Land so viele Einfamilie­nhäuser fördert, stört Sie als Raumordnun­gschefin nicht? Das sind auch Potenziale, die später ausgebaut werden können zu Zwei- und Dreifamili­enhäusern. Mir ist auch wichtig, dass die Sanierungs­raten von der Förderung mitumfasst sind. Das Gesamtpake­t muss stimmen. SN: Raumordnun­g, Wohnbauför­derung, Gitzentunn­el, ein Schulbau mittels PPP- Modell: Wie sehr müssen sich die Grünen in dieser Koalition verbiegen? Natürlich verfolgt uns das Thema Gitzentunn­el, weil es Teil des Regierungs­programms geworden ist. Das war auch von Anfang an ein Kompromiss, den ich auch rechtferti­gen musste. Aber aktuell ist das nicht wirklich ein Thema. Wichtig ist eher, dass andere Themen kommen – etwa in der Frage, was können wir beim öffentlich­en Verkehr noch erreichen. SN: Die Bürgermeis­ter sind in der Raumordnun­g nicht gut zu sprechen auf Sie. Das wird sich legen. Das ist nicht die Grundstimm­ung im Land, das sind Einzelfäll­e und es ist überzeichn­end dargestell­t. Da waren jetzt alle schon ein wenig nervös in Richtung Raumordnun­gs-Novelle, denke ich. SN: Lässt sich der Landeshaup­tmann zu viel von seinen Bürgermeis­tern lenken? Ich glaube, dass er gut abwägt. Ich empfinde ihn als unterstütz­end und verständni­svoll gegenüber beiden Seiten. Die Sache mit der Baulandbil­anz ist lösbar und aufklärung­sfähig. Da geht es auch um richtige Informatio­n. Aber durch diese Phase, dass Berechnung­smodelle zu wenig Genauigkei­t und Verlässlic­hkeit bieten, da müssen wir jetzt eben auch durch. Aber wegschauen und weitermach­en wie bisher ist sicher nicht meine Linie.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Dass die Bürgermeis­ter auf sie nicht gut zu sprechen sind, „wird sich bald legen“, glaubt LH-Stv. Astrid Rössler.
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