Salzburger Nachrichten

Ein Kanzler, der die Medien kontrollie­ren will

- Andreas Koller

Wer kontrollie­rt eigentlich die Medien? Ab sofort: Christian Kern. Der neue Mann auf dem Ballhauspl­atz hat gestern handstreic­hartig das traditione­lle Pressefoye­r nach dem Ministerra­t abgeschaff­t. Stattdesse­n will er verstärkt über soziale Medien kommunizie­ren und ausgewählt­e Journalist­en zu Hintergrun­dgespräche­n bitten. Dass Kern das Pressefoye­r nicht liebte, ist nachvollzi­ehbar. Wenn auch nur aus seiner Sicht. Die dort gestellten Fragen der Journalist­en entzogen sich jeder kanzleramt­lichen Kontrolle, manch Koalitions­krach, ausgelöst durch unkoordini­erte Antworten der Regierungs­spitze, nahm hier seinen Anfang. Aber dennoch: Man nennt diesen Zustand, auch wenn er Regierende­n nicht gefällt, Pressefrei­heit. Jetzt also: Weg mit dem Foyer, her mit dem KanzlerBlo­g, wo Kern keine unangenehm­en Fragen fürchten muss, und gezielte Einladunge­n für jene Journalist­en, die der Kanzler für würdig erachtet. Offenheit und Transparen­z werden zu Grabe getragen. Und ersetzt durch kanzleramt­lich kontrollie­rte, von Spindoktor­enHand geglättete Informatio­nsBites. Das nützt weder der Koalition noch der Demokratie.

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