Ein Kanzler, der die Medien kontrollieren will
Wer kontrolliert eigentlich die Medien? Ab sofort: Christian Kern. Der neue Mann auf dem Ballhausplatz hat gestern handstreichartig das traditionelle Pressefoyer nach dem Ministerrat abgeschafft. Stattdessen will er verstärkt über soziale Medien kommunizieren und ausgewählte Journalisten zu Hintergrundgesprächen bitten. Dass Kern das Pressefoyer nicht liebte, ist nachvollziehbar. Wenn auch nur aus seiner Sicht. Die dort gestellten Fragen der Journalisten entzogen sich jeder kanzleramtlichen Kontrolle, manch Koalitionskrach, ausgelöst durch unkoordinierte Antworten der Regierungsspitze, nahm hier seinen Anfang. Aber dennoch: Man nennt diesen Zustand, auch wenn er Regierenden nicht gefällt, Pressefreiheit. Jetzt also: Weg mit dem Foyer, her mit dem KanzlerBlog, wo Kern keine unangenehmen Fragen fürchten muss, und gezielte Einladungen für jene Journalisten, die der Kanzler für würdig erachtet. Offenheit und Transparenz werden zu Grabe getragen. Und ersetzt durch kanzleramtlich kontrollierte, von SpindoktorenHand geglättete InformationsBites. Das nützt weder der Koalition noch der Demokratie.