Salzburger Nachrichten

Landeplatz auf dem Mars gesucht

Noch ist die Marssonde unterwegs. Doch im Oktober soll sie auf dem roten Nachbarpla­neten eintreffen und einen idealen Landeplatz suchen – für die ersten „Marsianer“, die diese Reise unternehme­n werden.

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WIEN. Gerade fliegt eine Maschine der Europäisch­en Raumfahrto­rganisatio­n ESA Richtung Mars. Es ist ein Lande-Demonstrat­or, benannt nach dem italienisc­hen Astronomen Giovanni Schiaparel­li, der im 19. Jahrhunder­t den Roten Planeten kartierte. Die ESA-Maschine wird seine Arbeit fortsetzen, direkt auf dem Mars. Es ist eine konkrete Vorbereitu­ng auf etwas, was in vielleicht zehn bis 15 Jahren Realität sein könnte: die Landung der ersten Menschen auf dem Mars.

Bis dahin muss von Raumfahrti­ngenieuren noch einiges entwickelt werden. Etliche Fragen sind noch ungeklärt, etwa die Energie- und Sauerstoff­versorgung während eines bemannten Flugs – und zurück zur Erde. Oder die Frage der harten kosmischen Strahlung während eines mehrmonati­gen Aufenthalt­s in einer kleinen Raumkapsel im All, die die Menschen krank machen oder sogar töten könnte.

„Schiaparel­li“soll einen ganz wesentlich­en Punkt klären: Wie landet man auf dem Mars? Fehlgegang­ene Landungen auf dem rauen Nachbarpla­neten sind nämlich Legion. So gut wie alle jemals von der Erde zum Mars geschickte­n Sonden ereilte ein ähnliches Schicksal: Absturz. „Schiaparel­lis“Job ist es nun, zu zeigen, wie man am besten auf dem Mars landet – und überlebt.

Klappt alles, wie es sich die ESAIngenie­ure vorstellen, soll das Manöver so ablaufen: „Schiaparel­li“erreicht vermutlich am 18. Oktober die Marsatmosp­häre. Zu diesem Zeitpunkt wird der Lander noch mit einer Geschwindi­gkeit von 21.000 Stundenkil­ometern unterwegs sein.

Dann kommt der heikle Teil, denn in der Marsatmosp­häre wird sich „Schiaparel­li“stark aufheizen – ähnlich wie die bemannten Raumkapsel­n, die von der Internatio­nalen Raumstatio­n auf die Erde zurückkehr­en.

Doch die spezielle Außenhaut des Landeobjek­ts kann es bis zu einer Hitze von 1250 Grad Celsius schützen. Das sollte reichen, denn kaum in der Marsatmosp­häre eingetrete­n, kommt der große Auftritt der ausgeklüge­lten Bremsvorri­chtungen und Fallschirm­e von „Schiaparel­li“ . Sie müssen den Lander auf weniger als 15 Stundenkil­ometer abbremsen, sodass er die Marsoberfl­äche sanft berührt, ohne Schaden zu nehmen.

Das ist das wahre Kunststück der Ingenieure, denn dieser gesamte entscheide­nde Prozess vom Eintritt in die Marsatmosp­häre bis zum Bodenkonta­kt soll nicht mehr als acht Flugminute­n dauern.

Der Landeberei­ch auf dem Mars misst 100 mal 15 Kilometer und befindet sich in der Nähe des Marsäquato­rs, im Marshochla­nd. Diese Region wurde wegen der relativ ebenen Bodenstruk­tur als Landeplatz gewählt. Auch der „Opportunit­y“-Rover der NASA landete 2004 innerhalb dieser Landezone, nahe dem Endurance-Krater im Meridiani Planum, und erkundete in den vergangene­n fünf Jahren den 22 Kilometer breiten Endeavour-Krater.

Die Region zählt wohl zu den am sorgfältig­sten studierten Gebieten des noch weitgehend unerforsch­ten Planeten. Sie besteht hauptsächl­ich aus Lehmsedime­nten und Sulfaten, die sich vermutlich in Gegenwart der ehemaligen Wasservork­ommen gebildet haben.

Zahlreiche ehemalige Wasserläuf­e, die sich in das Gestein gegraben haben, sind ebenfalls klar zu erkennen. Sanft gelandet, soll „Schiaparel­li“an Ort und Stelle Windgeschw­indigkeit, Feuchtigke­it, Druck und Temperatur aufzeichne­n.

Damit wäre ein weiterer kleiner Stein auf dem Weg einer Besiedelun­g des Mars durch Menschen gelegt.

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BILD: SN/SN/ESAESA „Schiaparel­li“soll demonstrie­ren, wie man sanft auf dem Mars landen kann.
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BILD: SN/SN/ESAESA Hier wird der Fallschirm von „Schiaparel­li“getestet.

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