Salzburger Nachrichten

Eurofighte­r-Kauf: Neue Fragen tauchen auf Verzichtet­e Darabos auf das Rücktritts­recht? Brisante Vereinbaru­ng des Verteidigu­ngsministe­riums mit der Hersteller­firma.

- Alf

Der Schlagabta­usch in der Causa Eurofighte­r wird heftiger. Der grüne Abgeordnet­e Peter Pilz veröffentl­ichte nun die Vergleichs­punktation zwischen dem damaligen Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos (SPÖ) und der Eurofighte­r Jagdflugze­ug GmbH. In dem Papier ist festgehalt­en, dass Österreich statt 18 nur 15 Flugzeuge erhält. Daneben gab es die Bestimmung, dass „ein weitergehe­nder Rücktritt“der Republik „einvernehm­lich ausgeschlo­ssen“werde. Dies beziehe sich auf jene Passage im ursprüngli­chen Kaufvertra­g, wonach das Verteidigu­ngsministe­rium „vom Vertrag jederzeit zur Gänze oder teilweise durch schriftlic­he Mitteilung zurücktret­en könne“, erklärte Pilz und übte heftige Kritik am ehemaligen Verteidigu­ngsministe­r: „Darabos gab das jederzeiti­ge Rücktritts­recht vom Vertrag einfach auf.“

Da dies aber kein Vorwurf einer strafbaren Handlung sei, könne dies nicht die Justiz, sondern „einzig und allein“der U-Ausschuss im Parlament untersuche­n.

Ob dieser kommt, steht noch nicht fest. Sowohl ÖVP als auch FPÖ sind noch nicht sicher, dass ein neuer Ausschuss sinnvolle Ergebnisse liefern kann. Mit der Veröffentl­ichung des Dokuments will Pilz aufzeigen, dass es ausreichen­d neue Informatio­nen gibt, die einen neuen U-Ausschuss rechtferti­gen.

Die Causa Eurofighte­r steht wieder auf der Tagesordnu­ng, seit Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil vergangene Woche die Hersteller­firma angezeigt hat. Es geht dabei vor allem um den Verdacht, dass es rund um den Kauf zu Bestechung­en gekommen ist.

Der Ausstieg aus dem Eurofigh- ter-Vertrag war eines der Wahlverspr­echen des damaligen SPÖ-Chefs Alfred Gusenbauer. Pilz vermutet nun, dass damals auch vereinbart wurde, „den damaligen Untersuchu­ngsausschu­ss zu beenden“.

Ein Vorwurf, den Alfred Gusenbauer nicht auf sich sitzen lassen will. Pilz habe „wie üblich keinen einzigen Beweis vorgelegt“und „nichts als sinistre Anschuldig­ungen erhoben“, sagte er. Er habe mit dem Ende des Untersuchu­ngsausschu­sses „gar nix“zu tun. Die SPÖ habe den Eurofighte­r-Vertrag (aus dem Jahr 2003) abgelehnt, aber der renommiert­e Experte Helmut Koziol habe in seinem Gutachten festgestel­lt, dass ein Ausstieg nicht möglich sei. Der damalige Verteidigu­ngsministe­r Darabos habe in Verhandlun­gen der Republik „mehrere Hundert Millionen erspart“– insofern verstehe er die Angriffe nicht, meinte Gusenbauer. „Natürlich ist das korrekt abgelaufen.“

Was wiederum konkret in der Anzeige von Doskozil steht, ist noch nicht bekannt. Im Nationalen Sicherheit­srat, den Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) einberufen hat, soll die Anzeige jedenfalls präsentier­t werden. Die Mitglieder des Sicherheit­srats sind zur Verschwieg­enheit verpflicht­et.

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