Stefan Kraft fliegt Richtung Gesamtweltcup
Der Salzburger gewinnt das erste Skifliegen in Planica. Die große Kugel ist zum Greifen nah.
Stefan Kraft steht kurz davor, es seinen engeren Landsmännern Marcel Hirscher (Ski alpin) und Andreas Prommegger (Snowboard) nachzumachen: als DoppelWeltmeister auch noch den Gesamtweltcup zu holen. Der 23-jährige Salzburger, der am vergangenen Wochenende den Skiflug-Weltrekord aufgestellt hat, feierte am Freitag beim Saison-Ausklang in Planica seinen bereits siebenten Weltcup-Sieg in der WM-Saison.
Kraft gewann den ersten von zwei Einzelbewerben und baute damit seinen Vorsprung auf Verfolger Kamil Stoch (POL) auf bereits 86 Zähler aus. Stoch muss jetzt am Sonntag die letzte Einzelkonkurrenz gewinnen, doch selbst das nützt ihm nichts, wenn Kraft zumindest 16. wird. Der Pole büßte als Fünfter unmittelbar vor dem zweitbesten ÖSV-Adler Michael Hayböck am Freitag weiter Punkte ein.
„Das war sicher wieder einer von den schönsten Siegen“, freute sich Kraft . „Genial, dass mir zwei solche ,Raketen‘ gelingen – ein Traumtag, unglaublich“, schwärmte der Pongauer. Im zweiten Durchgang hatte Andreas Wellinger nach einem Schachzug seines Trainers Werner Schuster um eine Luke verkürzt. Halbzeitleader Kraft bzw. ÖSVCheftrainer Heinz Kuttin folgten dem Beispiel – Kraft segelte nach 243 m im ersten auch wieder auf 240,5 m hinunter.
„Wir haben das schon besprochen und gesagt: ,echt nur, wenn es richtig notwendig ist‘. Die Stufen sind hier riesig. Perfekt gemacht, alles ist aufgegangen“, jubelte Kraft und ergänzte, „sensationell, dass ich mich wieder so gespürt habe.“
Kraft steht damit nach Rang drei in der Saison 2014/15 vor seinem ersten Gesamt-Weltcupsieg. Er wäre der erste Österreicher seit Gregor Schlierenzauer (2012/13) und würde für den insgesamt zwölften Gesamtweltcupsieg für Österreich sorgen. Vor ihm haben dies Hubert Neuper (1), Armin Kogler (2), Andreas Felder, Andreas Goldberger (3), Thomas Morgenstern (2) und Gregor Schlierenzauer (2) geschafft.
Zweitbester Österreicher war Michael Hayböck, der sich dank eines starken 237-m-Flugs noch vom zwölften auf den sechsten Platz schob. Sein Ziel, sich noch zwischen Kraft und Stoch zu schieben, um Kraft noch mehr Punktevorsprung zu ermöglichen, verpasste Hayböck knapp. „Ich weiß, dass ich gut Ski fliegen kann, und der hat gepasst“, freute sich der Oberösterreicher über seinen zweiten Flug.
Auch der Kampf um die kleine Kristallkugel für den Gesamtsieg im Skiflugweltcup ist quasi entschieden. Kraft führt 92 Zähler vor Wellinger. Im Nationencup könnte die Entscheidung auch erst im letzten Bewerb am Sonntag fallen, da führen die Polen 226 Punkte vor Österreich und 419 vor Deutschland. Am Samstag (10.00 Uhr/live ORF eins) gibt es im Teambewerb aber noch viele Punkte zu gewinnen.