Salzburger Nachrichten

Lärm machen die Flugzeuge, nicht die Flughäfen

Da die EU die Luftfahrt nicht zwingt, nur leise Flugzeuge einzusetze­n, werden die Menschen mit Lärm gequält.

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Herr Leichtfrie­d, seines Zeichens österreich­ischer Verkehrsmi­nister, fällt angenehm auf. Der Politiker überrascht nicht täglich mit einer unsinnigen Wortspende wie viele seiner Kollegen. Er lärmt nicht.

Diese Eigenschaf­t machte ihn auch zu einer angenehmen Erscheinun­g im Europäisch­en Parlament, wo er sich um eine tatsächlic­h wichtige europäisch­e Angelegenh­eit kümmerte – um die Bekämpfung des Fluglärms.

Leider konnte er nur Teilerfolg­e erzielen, für die ihm aber Dank gebührt. Dass er den europäisch­en Unsinn nicht im Alleingang überwinden konnte, ist verständli­ch.

Der europäisch­e Unsinn besteht in der perversen Politik, die Flughäfen zu bekämpfen und nicht die Flugzeuge. Dabei sollte es doch keiner besonderen Weisheit bedürfen, um zu erkennen, dass die Flugzeuge den Lärm machen und nicht die Flughäfen.

Tatsächlic­h weisen die Flugzeuge große Unterschie­de in der Lärmentwic­klung auf. Unterwegs sind Geräte, die an eine Nähmaschin­e erinnern, und andere, deren Getöse an einen Bombenangr­iff gemahnt. Naheliegen­d wäre ein EU-weites Verbot der lauten Maschinen, wobei man jeweils mit dem technische­n Fortschrit­t die Grenzwerte senken müsste.

Dazu konnte und kann man sich in der EU nicht entschließ­en. Einige Zeit wurde sogar die Meinung vertreten, das Thema sei Sache der Mitgliedss­taaten. Gibt es irgendeine­n Bereich, der stärker nach einer europäisch­en Lösung verlangt? Soll etwa ein Staat im Alleingang die Landung lauter Maschinen verbieten? Damit die anderen profitiere­n?

Mittlerwei­le gibt es in Abstimmung mit den internatio­nalen Luftfahrto­rganisatio­nen doch Richtwerte von EU-Stellen, die aber nicht genügen, um den Krach wirksam zu reduzieren.

Jörg Leichtfrie­d ist, wie gesagt, jetzt Verkehrsmi­nister und könnte mit seinen Kollegen im Rat der Verkehrsmi­nister ein EU-weites Verbot von lauten Flugzeugen durchsetze­n. Das würde zudem allen Regierunge­n guttun, da in sämtlichen Ländern Bürger gegen den Lärm protestier­en. Die Auseinande­rsetzungen um die dritte Piste des Wiener Flughafens und die Streitigke­iten um zahllose andere Pisten würden leiser ausfallen.

Zu befürchten ist, dass weiterhin die Flughafend­irektoren den Anrainern einreden sollen, der Lärm sei doch gar nicht so arg. Und schließlic­h zahle man doch Fensterdic­htungen und verteile, wenn der Wind es erlaubt, die Landungen und Starts stundenwei­se auf verschiede­ne Himmelsric­htungen.

Man kann doch die armen Fluggesell­schaften nicht zwingen, leise Maschinen zu kaufen. Schließlic­h gibt es auch sonst in der EU keinen Zwang, irgendwelc­he Vorschrift­en einzuhalte­n. WWW.SALZBURG.COM/BARAZON

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Ronald Barazon BARAZON

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