Die besten Pressefotos zeigen Erschütterndes
Auf dem Foto des Jahres sieht man einen Attentäter nach dem Mord. Auch sonst ist viel Dramatisches festgehalten worden.
WIEN. Die Jurymitglieder sind nicht zu beneiden, die rund 80.000 eingesandte Fotos sichten mussten. Zum 16. Mal sind im – aktuell im Überlebenskampf befindlichen – WestLicht die Gewinner der World Press Photos ausgestellt, und man sei gewarnt: Nichts für zarte Gemüter, die bei den TV-Weltnachrichten die Augen schließen. Was es heißt, Nerven zu bewahren, zeigt der türkische Fotograf Burhan Ozbilici, der zwar eher zufällig in die Ausstellung in Ankara geriet, wo Fotos aus Russland gezeigt wurden. Der russische Botschafter hielt eine Rede, hinter ihm stand ein Polizist in Zivil. Statt Schutz zu bieten, entpuppte sich der Mann im schwarzen Anzug als heimtückischer Mörder. Sekunden später lag der Botschafter auf dem Rücken, die Brille war bis an den Saalrand geflogen, der Attentäter fuchtelte mit der Mordwaffe, Menschen duckten sich ängstlich an die Wand. „Allahu akbar!“, schrie der Mörder, man kennt das als Rechtfertigung der blindwütigen Bestien. Und Ozbilici fotografierte, obwohl er jederzeit mit einer Kugel aus der Pistole rechnen musste. Sein Bild ging um die Welt, der Attentäter wurde wenig später von der türkischen Polizei getötet. Was Hass und Fanatismus anrichten können, durchzieht die Schau, Kriegsopfer, Flüchtlinge, Bombenopfer, überhaupt viele Opfer. Ob in Pakistan, Syrien, auf den Philippinen oder in der Ostukraine – Pressefotografen scheuen sich nicht, das Leid der Unschuldigen zu dokumentieren. Das kann Übelkeit hervorrufen.
Auch in den USA geht es zu rund um den Rassismus, der sich zunehmend ausbreitet. Jonathan Bachman erhielt den ersten Preis in der Kategorie Aktuelle Themen für das Bild der 27-jährigen Iesha Evans, die bei einer Kundgebung gegen Polizeigewalt gegen Schwarze regungslos ebenjener Polizeigewalt gegenübersteht, ein beeindruckender Protest. Krieg, Widerstand, Not und Elend sind immer wieder Motive für Pressefotografen. Selbst die sonst tröstlichen Tierfotos sind dieses Mal nicht nur rührend, wie die Fotos der Pandas, sondern auch grauenhaft wie das der Meeresschildkröte, die sich unentrinnbar in Netzen verfing. Ausstellung: