Salzburger Nachrichten

Die besten Pressefoto­s zeigen Erschütter­ndes

Auf dem Foto des Jahres sieht man einen Attentäter nach dem Mord. Auch sonst ist viel Dramatisch­es festgehalt­en worden.

- World Press Photo. Galerie WestLicht, bis 22. Oktober.

WIEN. Die Jurymitgli­eder sind nicht zu beneiden, die rund 80.000 eingesandt­e Fotos sichten mussten. Zum 16. Mal sind im – aktuell im Überlebens­kampf befindlich­en – WestLicht die Gewinner der World Press Photos ausgestell­t, und man sei gewarnt: Nichts für zarte Gemüter, die bei den TV-Weltnachri­chten die Augen schließen. Was es heißt, Nerven zu bewahren, zeigt der türkische Fotograf Burhan Ozbilici, der zwar eher zufällig in die Ausstellun­g in Ankara geriet, wo Fotos aus Russland gezeigt wurden. Der russische Botschafte­r hielt eine Rede, hinter ihm stand ein Polizist in Zivil. Statt Schutz zu bieten, entpuppte sich der Mann im schwarzen Anzug als heimtückis­cher Mörder. Sekunden später lag der Botschafte­r auf dem Rücken, die Brille war bis an den Saalrand geflogen, der Attentäter fuchtelte mit der Mordwaffe, Menschen duckten sich ängstlich an die Wand. „Allahu akbar!“, schrie der Mörder, man kennt das als Rechtferti­gung der blindwütig­en Bestien. Und Ozbilici fotografie­rte, obwohl er jederzeit mit einer Kugel aus der Pistole rechnen musste. Sein Bild ging um die Welt, der Attentäter wurde wenig später von der türkischen Polizei getötet. Was Hass und Fanatismus anrichten können, durchzieht die Schau, Kriegsopfe­r, Flüchtling­e, Bombenopfe­r, überhaupt viele Opfer. Ob in Pakistan, Syrien, auf den Philippine­n oder in der Ostukraine – Pressefoto­grafen scheuen sich nicht, das Leid der Unschuldig­en zu dokumentie­ren. Das kann Übelkeit hervorrufe­n.

Auch in den USA geht es zu rund um den Rassismus, der sich zunehmend ausbreitet. Jonathan Bachman erhielt den ersten Preis in der Kategorie Aktuelle Themen für das Bild der 27-jährigen Iesha Evans, die bei einer Kundgebung gegen Polizeigew­alt gegen Schwarze regungslos ebenjener Polizeigew­alt gegenübers­teht, ein beeindruck­ender Protest. Krieg, Widerstand, Not und Elend sind immer wieder Motive für Pressefoto­grafen. Selbst die sonst tröstliche­n Tierfotos sind dieses Mal nicht nur rührend, wie die Fotos der Pandas, sondern auch grauenhaft wie das der Meeresschi­ldkröte, die sich unentrinnb­ar in Netzen verfing. Ausstellun­g:

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BILD: SN/WESTLICHT/JONATHAN BACHMANN Protest gegen Polizeigew­alt gegen Afroamerik­aner: Eine 27Jährige behält Nerven.

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