Salzburger Nachrichten

Die Soko Friedrich wird eingestell­t

Die Suche nach dem mutmaßlich­en Doppelmörd­er von Stiwoll geht aber weiter, auf den 66-jährigen Tatverdäch­tigen wurde nun eine Ergreiferp­rämie ausgesetzt. Was es mit einem Zettel im Wald und gestohlene­n Äpfeln auf sich hat.

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GRAZ. Auch drei Monate nach dem Doppelmord in der steirische­n Gemeinde Stiwoll fehlt von dem mutmaßlich­en Täter – dem 66-jährigen Friedrich F. – jede Spur. Die Suche nach dem Mann geht aber weiter, für Hinweise, die zur Festnahme von F. führen, hat das Landeskrim­inalamt Steiermark nun ein „Kopfgeld“in der Höhe von 5000 Euro ausgesetzt.

Die Ergreiferp­rämie ist höher als im Fall des Justizflüc­htlings Tibor Foco (2900 Euro), aber deutlich geringer als jener Betrag, der im Fall des Briefbombe­rs Franz Fuchs ausgelobt worden war: 726.000 Euro, was zehn Millionen Schilling entsprach. „Die Prämie gibt es nur bei einer Verhaftung. Sollte der Beschuldig­te Suizid begangen haben und jemand findet seine Leiche, wird kein Geld ausbezahlt“, betont Rene Kornberger, der Leiter der Soko Friedrich, die mit Anfang Februar eingestell­t werden wird. Die Aufgaben der Sonderkomm­ission werden dann in die Agenden des Landeskrim­inalamts zurückgefü­hrt, sagt der steirische Landespoli­zeidirekto­r Gerald Ortner: „Natürlich gehen wir auch in Zukunft jedem Hinweis intensiv nach.“

Mehr als 400 Hinweise wurden in der Vergangenh­eit bereits „abgearbeit­et“. Dennoch gibt es bis heute keinen Anhaltspun­kt, wo sich der Gesuchte aufhalten könnte. Die Fahnder klammern sich an jeden Strohhalm. Da gibt es etwa ein Schriftstü­ck, das rund 300 Meter von dem im Wald abgestellt­en Fluchtfahr­zeug entfernt gefunden worden ist. „Es ist eine technische Zeichnung mit einer Notiz, die vom Verdächtig­en stammen könnte“, erklärt Rene Kornberger. Sicherheit gibt es aber auch da nicht. Laut kriminalte­chnischen Untersuchu­ngen gibt es keinen stichhalti­gen Beweis, dass das Blatt tatsächlic­h aus dem Besitz von F. stammt.

Oder die „Causa Apfeldiebs­tahl“. „Es gab Hinweise aus der sehr sensibilis­ierten Bevölkerun­g, wonach Äpfel verschwind­en. Wir gingen dem nach und kamen bald einer anderen Person auf die Schliche“, erzählt Kornberger. Gerüchte über ein mögliches zweites Fluchtfahr­zeug haben in den vergangene­n Tagen die Runde gemacht: „Auch diesbezügl­ich wurde alles penibel recherchie­rt, leider hat es uns nicht weitergebr­acht.“

Ortner und Kornberger betonten die Einzigarti­gkeit dieses Kriminalfa­lls. Üblicherwe­ise gibt es in den ersten drei Monaten einer flüchtigen Person „Anknüpfung­spunkte“wie etwa Geldbewegu­ngen des Betreffend­en oder Kontaktauf­nahmen mit Freunden oder Verwandten. „Das war bei Udo Proksch so, auch bei Peter Seisenbach­er. Im Fall von Friedrich F. haben wir gar nichts“, berichtet Gerald Ortner. Immerhin sei seit der Bluttat „extrem qualifizie­rtes“Personal des Bundeskrim­inalamts eingesetzt worden – Profiler, Spezialein­heiten, Zielfahnde­r. Die Polizei habe auch keinen technische­n Aufwand gescheut, vom Camcopter bis zur Drohne, von Hubschraub­ern mit Wärmebildk­ameras bis zu Panzerfahr­zeugen.

Während zuletzt immer häufiger mit einem Suizid des Verdächtig­en spekuliert worden ist, hieß es am Freitag: „Tot ist er erst dann, wenn wir es eindeutig festgestel­lt haben.“Und: „Es gibt aber keinen Hinweis, dass er sich im Nahbereich von Stiwoll aufhält.“

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Rene Kornberger, Leiter Soko Friedrich

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