Salzburger Nachrichten

Widerstand prägte seinen Lebenshoch­druck

Eine Hommage an den vor 60 Jahren geborenen Werner Schwab in Graz.

- MARTIN BEHR

Der Roman war eine Entdeckung im Nachlass. Werner Schwab schrieb „Joe Mc Vie alias Josef Thierschäd­l“1988, im Text finden sich erste Ausprägung­en des später berühmt gewordenen „Schwabisch“, einer parodistis­chen, hemmungslo­s subjektive­n Sprache: „Der Lebenshoch­druck ist unten im Mistkübel.“Am Sonntag hätte der in Graz geborene, 1994 ebenda gestorbene Autor seinen 60. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Grund gedachte man in der Uhrturmsta­dt des Künstlers, Punkpoeten und Brachialbü­hnenautors mit einem Veranstalt­ungsreigen.

In der Kunsthalle Graz präsentier­te Bertram Königshofe­r eine Graphic-Novel-Version von „Joe Mc Vie“. Die Titelfigur bewegt sich in einem „aufarbeitu­ngsträchti­gen Staatskuhb­auch“namens Österreich, die Causa Kurt Waldheim fließt stark mit ein. „Bei Schwab war alles Widerstand, und dieser Widerstand konnte nur eruptiv überwunden werden: In den Dialogen des Schwabisch­en kotzt die Sprache sich selber aus“, befand die FAZ. Der 42-jährige Comiczeich­ner Königshofe­r findet für das trashige Historiend­rama eine adäquate Bildsprach­e. Schwab, der selbst bildnerisc­he Ambitionen hatte, wäre wohl zufrieden gewesen.

In der „Werkstadt“Graz wurde am Sonntag die Installati­on „Eines toten Morgens“gezeigt. Der Komponist Günther Rabl verknüpfte darin Tonbandauf­zeichnunge­n von Werner Schwab sowie ein intensives Gitarrenso­lo des Autors mit eigener Sieben-Kanal-Computermu­sik. Das Forum Stadtpark veranstalt­ete eine als „Jause für Schwab“getarnte Lesung, das Grazer Schauspiel­haus eine „Hommage an Werner Schwab“.

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