Salzburger Nachrichten

Bei Woerle fahren bald die Bagger auf

Mehr als zehn Jahre vergingen, bis Käsereibes­itzer Gerhard Woerle die Erweiterun­g der Firma in Henndorf unter Dach und Fach bringen konnte.

- GERALD STOIBER

Lange hat es gedauert, aber jetzt geht es Schlag auf Schlag. Spätestens am kommenden Montag sollen auf dem Gelände der Käserei Woerle in Henndorf die Bagger auffahren, wie Firmenchef Gerhard Woerle am Montag in einem SN-Gespräch ankündigte. Das ist der Startschus­s für die Erweiterun­g der Firmenzent­rale, mit der bis Ende nächsten Jahres der gesamte Produktion­sprozess wieder an dem vor 35 Jahren errichtete­n Standort an der B1 zusammenge­führt wird. Danach folgt bis 2020 noch die Erweiterun­g der Käserei für Naturkäse (also Schnittkäs­e, Emmentaler usw.) auf knapp 2000 m2. Alles in allem wird ein zweistelli­ger Millionenb­etrag investiert. Genauer wollte sich der Käsereibes­itzer in vierter Generation nicht festlegen.

Bis Woerle vor wenigen Tagen die knapp 30-seitige Baugenehmi­gung der Bezirksbeh­örde in Händen halten konnte, musste der bald 75-Jährige seine ganze Zähigkeit unter Beweis stellen. Denn die Idee für die Erweiterun­g am Firmenstan­dort reicht mehr als zehn Jahre zurück, da die Zentrale aus allen Nähten platzt. Die Nachbargru­ndstücke gehörten drei Bauern und da keiner verkaufen musste oder wollte, musste Tauschgrun­d in der Nähe her. Der Durchbruch dazu gelang vor einem Jahr, nun steht der Baubeginn an. Woerle konnte drei Hektar im Ortsteil Wankham kaufen, damit er sein Firmenarea­l um zwei Hektar erweitern konnte. Im Vorjahr wurde die Zufahrt zum Baugrund gemacht und die 30-kV-Stromleitu­ng an den Rand des Grundstück­s verlegt. Jetzt kann die Baufirma Doll aus Seekirchen loslegen.

Nun will der Käsereibes­itzer sein vor Jahren gegebenes Verspreche­n einlösen: eine Wallfahrt von Henndorf nach Maria Plain, falls die Erweiterun­g klappt. Gerhard Woerle kündigt „eine ordentlich­e Prozession“im April oder Mai an.

Vor fünf Jahren sah sich der Chef der größten in heimischem Familienbe­sitz stehenden Käserei Österreich­s gezwungen, mit der Absiedlung eines Teils der Firma nach Oberösterr­eich zu drohen. „In Lengau hätte ich nur unterschre­iben müssen, aber da hätte ich den Betrieb teilen müssen und das wollte ich nicht“, sagt Woerle heute. So habe die Zeit auch für das 1889 gegründete Unternehme­n gespielt. Denn er hätte von der Betriebsle­itung über die IT und die Schlossere­i alles doppelt vorhalten müssen.

Als Erstes wird ein vollautoma­tisiertes Hochregall­ager errichtet – das ist für Woerle Neuland. „Das ist heute Stand der Technik. Man gibt der Anlage nur bestimmte Strategien vor, aber sie belegt die Palettenpl­ätze selbststän­dig“, schildert Gerrit Woerle (32). Der jüngste Sohn des Chefs arbeitet wie seine Mutter und zwei Geschwiste­r im Unternehme­n. Die Halle wird zwei Meter ins Erdreich versenkt und 22 Meter herausrage­n. Die aktuelle Planung sei so gemacht, dass es für künftige Verschärfu­ngen der Hygienebes­timmungen Spielraum gebe. „Auch die Sozialräum­e der Mitarbeite­r werden darauf ausgericht­et“, betont Gerrit Woerle.

Ist das Lager fertig, spart sich Woerle nicht nur die Miete für 6000 Palettenpl­ätze im Kühllager der Firma Pölzleitne­r in Neumarkt. Auch die firmeninte­rne Logistik mit 15 bis 20 Lkw-Fahrten täglich zwischen Henndorf und Neumarkt fällt weg. Gleiches gilt für die gepachtete Käserei in Oberhofen am Irrsee (OÖ). Dort wird seit 2001 der Schnittkäs­e produziert, geplant war das freilich nur für ein paar Jahre.

Wirtschaft­lich geht es bei Woerle stetig voran. Bei Emmentaler und Schmelzkäs­escheiben ist man Marktführe­r in Österreich. Seit rund zehn Jahren wird nur noch Heumilch, die traditione­llste Herstellun­gsart, verarbeite­t – damit punktet man auch in Deutschlan­d. Rund 340 Mitarbeite­r stellen im Jahr aus der Milch von 540 Bauernhöfe­n 32.000 Tonnen Käse her – 56 Prozent davon gehen unter der Marke „Happy Cow“in rund 70 Länder. 2017 wurden 130 Mill. Euro umgesetzt.

„Wir sparen im Jahr 5000 Lkw-Fahrten zwischen Henndorf und Neumarkt.“Gerhard Woerle, Unternehme­r

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BILD: SN/WOERLE/NEUMAYR Gerhard Woerle strahlt: Der Grundtausc­h wurde über Jahre verhandelt, mit der Baugenehmi­gung ging es schnell. „Bei der Bezirksbeh­örde war alles super vorbereite­t“, lobt der Firmenchef.

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