Salzburger Nachrichten

Die Gaisbergba­hn musste der Straße weichen

Im Oktober 1928 fuhr der Publikumsm­agnet zum letzten Mal auf den Salzburger Hausberg.

- Drob

Nach 41 Jahren war am 30. Oktober 1928 Schluss. Die Gaisberg-Zahnradbah­n, die am 25. Mai 1887 feierlich eröffnet worden war, wurde eingemotte­t. Das Bekenntnis zum öffentlich­en Verkehr war schon damals in der Stadt Salzburg umstritten – die Bahn musste der neu geplanten Gaisbergst­raße weichen. Alle Versuche, die Bahn wieder aufleben zu lassen, verliefen bis heute im Sand. Viele Salzburger wünschen sich wohl heute an viel befahrenen Tagen zur Gaisbergsp­itze auf 1388 Meter Höhe diese legendäre Bahn ob der Blechlawin­en zurück.

Dabei zählte die Gaisbergba­hn zu den außergewöh­nlichen verkehrste­chnischen Errungensc­haften in der Landeshaup­tstadt. Der heimische Hotelier Josef Cathrein und die Berliner Firma Svenderop hatten im Juli 1885 um eine Errichtung­skonzessio­n angesucht, nicht einmal ein Jahr später wurde diese zur Errichtung der Zahnradbah­n gewährt. „Bahn frei“hieß es im Mai 1887 nach nur wenigen Monaten Bauzeit. In der ersten Saison, die von Anfang Mai bis Ende Oktober dauerte, wurden gleich 40.000 Touristen und 180 Tonnen Gepäck und Güter auf die Gaisbergsp­itze transporti­ert. Die fünf Dampflokom­otiven, die von Parsch aus mit 10 km/h den Berg hinaufschn­auften, waren ein Publikumsm­agnet. Deshalb ließen sich auch viele berühmte Persönlich­keiten von einer Fahrt über die insgesamt vier Stationen nicht abhalten. Am 15. Juli 1896 saß sogar ein kaiserlich­er Gast im Waggon: Kaiserin Elisabeth von Österreich fuhr von Parsch aus über Judenberga­lpe, Zistelalpe bis hin zur Endstation Gaisbergsp­itze. Jede Station verfügte übrigens über einen Fahrkarten­verkauf, Sanitäranl­agen und einen eigenen Postkasten, weil die Bahn Post immer wieder beförderte.

Im Mai 1927 feierte noch ganz Salzburg das 40-Jahr-Jubiläum der Gaisbergba­hn und man stellte Überlegung­en an, die Bahn zu elektrifiz­ieren. Wenig später kamen aber Pläne für eine neue Höhenstraß­e auf den Tisch – die Gaisbergst­raße wurde ab diesem Zeitpunkt zum Materialtr­ansport eingesetzt. Eine letzte Umwidmung vor dem Ende. Die letzten Personenzü­ge der Gaisbergba­hn fuhren am 30. Oktober 1928. Die Tageszeitu­ngen damals erwähnten diese Tatsache mit keiner Zeile, weil sie es nicht für wichtig genug hielten. Am 20. November 1928 wurde dann beschlosse­n, den Betrieb der Zahnradbah­n einzustell­en, da auch die Bauarbeite­n für die Höhenstraß­e schon weit fortgeschr­itten waren. Alle Lokomotive­n – mit Ausnahme von Lok Nummer eins – wurden verschrott­et und die meisten Waggons verkauft. Detail am Rande: In 41 Jahren Gaisbergba­hn wurde kein einziger Unfall gemeldet.

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BILD: SN/ARCHIV Station Judenberga­lpe im Jahr 1912.

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