Eine Kriegerin erfriert im Schnee
In „Wind River“tappen Jeremy Renner und Elizabeth Olsen in eine Falle.
Er ist auf der Suche nach einem wildernden Pumaweibchen. Und dann findet er eine erfrorene junge Frau im Schnee, ein Mädchen von den ArapahoeLeuten, die im Wind-River-Reservat leben. Im Film „Wind River“spielt Jeremy Renner den Jäger Cory Lambert, der selbst mit einer Araphoe-Frau zwei Kinder hatte. Seine Tochter war eines Tages verschwunden, ihre Leiche wurde Kilometer entfernt gefunden. Und nun ist da wieder ein totes Mädchen. Statistiken über verschwundene Frauen unter amerikanischen Ureinwohnern gibt es keine, meistens werden die Tode als Unfälle abgetan. Aber diesmal ist es anders: Die FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) kommt zwar vom anderen Ende der USA, ist viel zu dünn bekleidet für den Winter in Wyoming und hat wenig Ahnung vom Spurenlesen im Schnee. Doch Banner erkennt einen gewaltsamen Tod. Und wenn ein Mädchen Dutzende Kilometer weit barfuß im Schnee unterwegs ist, dann muss es dafür einen Grund geben.
„Wind River“ist das Regiedebüt von Taylor Sheridan, der zuletzt das Drehbuch zum fantastischen Western „Hell or High Water“geschrieben hat. Und dabei geht fast alles gut – bis auf ein wesentliches Detail: „Wind River“handelt von einem Verbrechen, bei dem falsch verstandenes Männlichkeitsgehabe, Langeweile und Gewalt die wahren Motive sind. Und dann geht der Film selbst in die Falle, seine Frauenfiguren, die Ermittlerin ebenso wie das Opfer, zu Objekten eines männlich begehrenden Blicks zu machen. Da kann der Showdown noch so befriedigend blutig sein, da kann Cory Lambert noch so anerkennend das erfrorene Mädchen als Kriegerin bezeichnen, die bis zum letzten Schritt um ihr Leben gekämpft hat, wenn deren Hintern trotzdem für lüsterne Blicke herhalten muss.
Eine sinnlos-sinnliche Sexszene zwischen Agentin und Jäger wäre wesentlich ehrlicher gewesen.
Film: Wind River. Western, USA 2017. Regie: Taylor Sheridan. Mit Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Gil Birmingham, Kelsey Chow. Start: 9. 2.