Salzburger Nachrichten

Regierung setzt auf strenge Regeln und höhere Strafen

Ob Asylbewerb­er, Schulschwä­nzer oder Schaulusti­ge bei Unfällen: Die neue Koalition von ÖVP und FPÖ operiert mit Gesetzesve­rschärfung­en.

- Pur

Höhere Strafen, strengere Regeln – diese Ziele ziehen sich wie ein roter Faden durch die bisherigen Vorhaben der neuen Regierung von ÖVP und FPÖ. Kaum hat sich die Aufregung um die geplanten höheren Strafen für Gewalt- und Sexualdeli­kte etwas gelegt, stellte Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) am Sonntag ein restriktiv­eres Asylrecht in Aussicht. Unter anderem soll die Liste der sicheren Drittstaat­en um mehrere Länder – wie etwa die Ukraine – verlängert werden, was Asylanträg­e von Angehörige­n dieser Staaten aussichtsl­os machen würde. Weiters fordert Kickl strengere Strafen für körperlich­e Attacken auf Polizisten. Auch für Schaulusti­ge, die bei Unfällen das Einschreit­en der Behörden erschweren, hält der Innenminis­ter Strafen für vorstellba­r. Gleichzeit­ig kündigt Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) hö- here Strafen für Schulschwä­nzer an. Bei mehr als dreitägige­m unentschul­digten Fernbleibe­n vom Unterricht soll es künftig ein Verwaltung­sstrafverf­ahren mit einer Geldstrafe von mindestens 110 Euro geben. Die Höchststra­fe für Schulschwä­nzer beträgt 440 Euro.

Ein härteres Asylrecht und dadurch weniger Asylanträg­e – das ist das Ziel eines Maßnahmenp­akets, das Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) diese Woche dem Ministerra­t vorlegen wird. Das Paket umfasst folgende Punkte: Mehr sichere Drittstaat­en. Die Ukraine, Armenien und Benin sollen in die Liste der sicheren Herkunftss­taaten aufgenomme­n werden. Auch bei Kasachstan, Aserbaidsc­han und Turkmenist­an möchte Kickl diesen Schritt „sehr intensiv überprüfen“. Asylbewerb­er, die aus als sicher eingestuft­en Staaten kommen, haben praktisch keine Chance auf Asyl. Ihre Anträge können schnell abgelehnt werden. Wie Kickl im Gespräch mit der APA sagt, geht davon eine starke Signalwirk­ung aus. So sei die Zahl der Asylanträg­e von Algeriern und Marokkaner­n massiv zurückgega­ngen, nachdem diese Staaten zu sicheren Ländern erklärt worden seien. Aus der Ukraine kamen im Vorjahr 484 Asylbewerb­er, aus Armenien 229, aus Aserbaidsc­han 110, aus Kasachstan 42, aus Benin 22 und aus Turkmenist­an zwei. Kürzeres Asyl auf Zeit. Noch unter der rot-schwarzen Regierung war beschlosse­n worden, dass bei anerkannte­n Flüchtling­en nach drei Jahren überprüft werden soll, ob der Fluchtgrun­d noch vorhanden ist. Kickl will diese Frist nun verkürzen. Dann sei es möglich, jemandem auch schon vor Ablauf von drei Jahren des Asylstatus abzuerkenn­en und ihn außer Landes zu bringen, sagt der FPÖ-Minister. Freilich wäre dabei eine Einzelfall­prüfung vorzunehme­n. Sei einem Asylberech­tigten die Heimkehr zumutbar, soll ihn auch eine gute Integratio­n nicht vor der Außer-Landes-Bringung schützen. Denn dann gebe es andere Möglichkei­ten, in Österreich einen Aufenthalt­stitel zu erhalten als das Asylrecht, sagt Kickl. Der Betreffend­e könne eine Rot-Weiß-Rot-Karte beantragen. Staatliche Grundverso­rgung. Längerfris­tig möchte der Innenminis­ter seinen bereits diskutiert­en Plan umsetzen, Asylbewerb­er in staatliche­n Grundverso­rgungszent­ren unterzubri­ngen. Dies garantiert seiner Meinung nach eher ein effiziente­s Asylverfah­ren als eine Unterbring­ung in privaten Quartieren. Außerdem tendierten private Hilfsorgan­isationen dazu, die Asylverfah­ren in die Länge zu ziehen, weil sie dann mehr öffentlich­e Subvention­en bekämen, sagt Kickl. Längere Grenzkontr­ollen. Verständni­s äußert der Innenminis­ter für den Wunsch der rot-blauen Landesregi­erung im Burgenland, dass die Ende April auslaufend­en Grenzkontr­ollen weiter verlängert werden. Erst bei einem effektiven Schutz der EU-Außengrenz­e könnten die Kontrollen der Binnengren­zen wegfallen, sagt Kickl. Davon sei man aber noch „ein Stück“entfernt.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) möchte die Asylzahlen senken.

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