St. Martin will Flachdächer verbieten
Die Schachtelbauweise stößt auf dem Land zum Teil auf wenig Gegenliebe. Einige Gemeinden gehen bereits dagegen vor.
„Wir schützen die Bauwerber vor den Architekten.“Norbert Meindl, Bgm. Lofer
„Wir haben gesagt, dass wir kein Flachdach wollen.“Josef Hohenwarter, Bgm. Weißbach
ST. MARTIN. „Die Schachtelbauweise bei Eigenheimen passt nicht in unsere Region.“Das sagt der St. Martiner Vizebürgermeister Willi Leitinger (Wählergemeinschaft Pro St. Martin). Und das sei nicht nur seine Meinung. „Es gibt eine Unzufriedenheit im Ort und bei den Gästen. Bei einem Bürgerbeteiligungsprozess zu unseren Stärken und Schwächen war es ein vielfacher Wunsch, dass keine Häuser mit Flachdächern mehr gebaut werden. Und die Gäste sagen, wenn die Entwicklung so weitergeht, dann können sie gleich im Ruhrpott bleiben.“
Leitinger ist als Seilbahner viel in Südtirol und der Schweiz unterwegs. Er sagt: „In Tourismusregionen, die etwas auf sich halten, wird der alpenländische Baustil durchgezogen.“Das heiße aber nicht, dass man in die architektonische Steinzeit zurückwolle, wo alles gleich aussehe und in Reih und Glied stehe. Ziel sei es lediglich, dass keine Flachdächer mehr entstehen und dass die Häuser Vordächer haben. „Das hat auch Vorteile bei der Funktionalität. Bei einem Haus ohne Vordach verfärbt sich die Fassade durch Witterungseinflüsse schneller. Und Flachdächer sind auf Dauer oft nicht dicht.“
In St. Martin wurden in den vergangenen zehn Jahren einige Flachdächer genehmigt, so der Vizebürgermeister. „Aber noch ist der Ort nicht verschandelt.“ Die Gemeinde plant deshalb eine neue Bauordnung. „Wir werden uns eine fachliche Begleitung vom Land suchen und wollen auch eine Bürgerbeteiligung. Wir schauen, was möglich ist. Perfekt wäre, wenn das Flachdachverbot auch für Gewerbebauten gelten würde wie in Bayern.“
Bürgermeister Josef Leitinger (ÖVP) unterstützt die Initiative auch. „Wir haben vor, eine neue Baukultur zu schaffen.“Es soll Ordnung entstehen und dem alpinen Stil angepasst gebaut werden. Flachdächer können aus Sicht des Bürgermeisters aber nicht ganz verboten werden. Gewerbebauten solle man ausnehmen, ebenso Nebengebäude und vielleicht Häuser in neuen Siedlungen. „Aber im historischen Ortskern soll es keine Flachdächer geben.“
Als Vorbild dienen andere Salzburger Gemeinden. Willi Leitinger: „In Anif ist eine bestimmte Dachneigung vorgeschrieben. Da gibt es keine Diskussionen mehr und Flachdächer werden gar nicht eingereicht. Lofer schreibt seit einem Jahr vor, dass es eine Dachneigung und ein Vordach geben muss. In Weißbach gibt es auch keine Flachdächer.“
Das sei richtig, zumindest, was das Hauptdach betreffe, sagt der Weißbacher Bürgermeister Josef Hohenwarter (ÖVP). „Es gibt bei uns aber keinen Satteldach-Erlass. Davon halte ich nichts. Ich glaube auch, dass man ein Flachdach nicht verhindern kann, wenn jemand rechtlich gegen das Verbot vorgeht.“In Weißbach habe man das bisher immer im Konsens gelöst. „Ein paar wollten ein Flachdach machen. Wir haben gesagt, dass wir das nicht wollen. Einer plante auch ein 45 Grad steiles Dach. Das passt bei uns auch nicht.“Hohenwarter will aber nicht ausschließen, dass es irgendwann doch ein Flachdach in Weißbach gibt. Nur an Stellen, wo die Häuser das Ortsbild prägen, komme das aus seiner Sicht nicht infrage.
Der Loferer Bürgermeister Norbert Meindl (ÖVP) sagt: „Wir wollen die Bauwerber vor den Architekten schützen.“In Lofer ist seit etwa einem Jahr für Dächer eine Mindestneigung vorgeschrieben. Außerdem muss das Dach über die Fassaden hinausragen. Ausgenommen sind nur Gewerbebauten und Nebengebäude wie Garagen.
Für den Beschluss in Lofer gab es mehrere Gründe. „Fassaden ohne Vordach werden schnell hässlich“, sagt Meindl. „Bei uns regnet es einfach mehr als im Süden.“Deshalb gebe es auch bei Flachdächern immer wieder Probleme mit der Dichtheit. Die Gemeinde selbst hat beim Neubau ihres Seniorenhauses vor ein paar Jahren schlechte Erfahrungen mit dem Flachdach gemacht. „Die Leute früher waren nicht blöd“, sagt der Bürgermeister. „Die wussten schon, warum sie Dächer so bauen, dass das Wasser gut abfließen kann.“Dazu komme, dass die Gäste diese „Schachteln“nicht wollen. „Wir sollten unser Landschaftsbild erhalten. Und wenn es von der Gemeinde klare Vorgaben gibt, tue ich mir als Bürgermeister leichter, etwas abzulehnen. Unser Vorbild ist da Bayern.“