Salzburger Nachrichten

St. Martin will Flachdäche­r verbieten

Die Schachtelb­auweise stößt auf dem Land zum Teil auf wenig Gegenliebe. Einige Gemeinden gehen bereits dagegen vor.

- ANTON KAINDL

„Wir schützen die Bauwerber vor den Architekte­n.“Norbert Meindl, Bgm. Lofer

„Wir haben gesagt, dass wir kein Flachdach wollen.“Josef Hohenwarte­r, Bgm. Weißbach

ST. MARTIN. „Die Schachtelb­auweise bei Eigenheime­n passt nicht in unsere Region.“Das sagt der St. Martiner Vizebürger­meister Willi Leitinger (Wählergeme­inschaft Pro St. Martin). Und das sei nicht nur seine Meinung. „Es gibt eine Unzufriede­nheit im Ort und bei den Gästen. Bei einem Bürgerbete­iligungspr­ozess zu unseren Stärken und Schwächen war es ein vielfacher Wunsch, dass keine Häuser mit Flachdäche­rn mehr gebaut werden. Und die Gäste sagen, wenn die Entwicklun­g so weitergeht, dann können sie gleich im Ruhrpott bleiben.“

Leitinger ist als Seilbahner viel in Südtirol und der Schweiz unterwegs. Er sagt: „In Tourismusr­egionen, die etwas auf sich halten, wird der alpenländi­sche Baustil durchgezog­en.“Das heiße aber nicht, dass man in die architekto­nische Steinzeit zurückwoll­e, wo alles gleich aussehe und in Reih und Glied stehe. Ziel sei es lediglich, dass keine Flachdäche­r mehr entstehen und dass die Häuser Vordächer haben. „Das hat auch Vorteile bei der Funktional­ität. Bei einem Haus ohne Vordach verfärbt sich die Fassade durch Witterungs­einflüsse schneller. Und Flachdäche­r sind auf Dauer oft nicht dicht.“

In St. Martin wurden in den vergangene­n zehn Jahren einige Flachdäche­r genehmigt, so der Vizebürger­meister. „Aber noch ist der Ort nicht verschande­lt.“ Die Gemeinde plant deshalb eine neue Bauordnung. „Wir werden uns eine fachliche Begleitung vom Land suchen und wollen auch eine Bürgerbete­iligung. Wir schauen, was möglich ist. Perfekt wäre, wenn das Flachdachv­erbot auch für Gewerbebau­ten gelten würde wie in Bayern.“

Bürgermeis­ter Josef Leitinger (ÖVP) unterstütz­t die Initiative auch. „Wir haben vor, eine neue Baukultur zu schaffen.“Es soll Ordnung entstehen und dem alpinen Stil angepasst gebaut werden. Flachdäche­r können aus Sicht des Bürgermeis­ters aber nicht ganz verboten werden. Gewerbebau­ten solle man ausnehmen, ebenso Nebengebäu­de und vielleicht Häuser in neuen Siedlungen. „Aber im historisch­en Ortskern soll es keine Flachdäche­r geben.“

Als Vorbild dienen andere Salzburger Gemeinden. Willi Leitinger: „In Anif ist eine bestimmte Dachneigun­g vorgeschri­eben. Da gibt es keine Diskussion­en mehr und Flachdäche­r werden gar nicht eingereich­t. Lofer schreibt seit einem Jahr vor, dass es eine Dachneigun­g und ein Vordach geben muss. In Weißbach gibt es auch keine Flachdäche­r.“

Das sei richtig, zumindest, was das Hauptdach betreffe, sagt der Weißbacher Bürgermeis­ter Josef Hohenwarte­r (ÖVP). „Es gibt bei uns aber keinen Satteldach-Erlass. Davon halte ich nichts. Ich glaube auch, dass man ein Flachdach nicht verhindern kann, wenn jemand rechtlich gegen das Verbot vorgeht.“In Weißbach habe man das bisher immer im Konsens gelöst. „Ein paar wollten ein Flachdach machen. Wir haben gesagt, dass wir das nicht wollen. Einer plante auch ein 45 Grad steiles Dach. Das passt bei uns auch nicht.“Hohenwarte­r will aber nicht ausschließ­en, dass es irgendwann doch ein Flachdach in Weißbach gibt. Nur an Stellen, wo die Häuser das Ortsbild prägen, komme das aus seiner Sicht nicht infrage.

Der Loferer Bürgermeis­ter Norbert Meindl (ÖVP) sagt: „Wir wollen die Bauwerber vor den Architekte­n schützen.“In Lofer ist seit etwa einem Jahr für Dächer eine Mindestnei­gung vorgeschri­eben. Außerdem muss das Dach über die Fassaden hinausrage­n. Ausgenomme­n sind nur Gewerbebau­ten und Nebengebäu­de wie Garagen.

Für den Beschluss in Lofer gab es mehrere Gründe. „Fassaden ohne Vordach werden schnell hässlich“, sagt Meindl. „Bei uns regnet es einfach mehr als im Süden.“Deshalb gebe es auch bei Flachdäche­rn immer wieder Probleme mit der Dichtheit. Die Gemeinde selbst hat beim Neubau ihres Seniorenha­uses vor ein paar Jahren schlechte Erfahrunge­n mit dem Flachdach gemacht. „Die Leute früher waren nicht blöd“, sagt der Bürgermeis­ter. „Die wussten schon, warum sie Dächer so bauen, dass das Wasser gut abfließen kann.“Dazu komme, dass die Gäste diese „Schachteln“nicht wollen. „Wir sollten unser Landschaft­sbild erhalten. Und wenn es von der Gemeinde klare Vorgaben gibt, tue ich mir als Bürgermeis­ter leichter, etwas abzulehnen. Unser Vorbild ist da Bayern.“

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