Starker Wind wird zum Spielverderber
Der Slopestyle-Bewerb der Snowboarderinnen wurde zum Skandalrennen: Böige Winde machten den Bewerb zur Lotterie und zum Spiel mit der Gefahr.
Auch am Tag nach dem skandalträchtigen Slopestyle-Bewerb der Snowboarderinnen zeigte sich die Österreicherin Anna Gasser noch verbittert. Warum man nun auch im Alpinbereich Rennen mit aller Gewalt durchziehen könnte.
Es ist keine gute Sache im Sport, wenn ein Bewerb zur Lotterie wird. Wenn es denn gar eine olympische Lotterie ist, dann wird es sogar bitter. Und verbittert war Österreichs beste Snowboarderin Anna Gasser durchaus nach dem Slopestyle-Bewerb im Phoenix Sport Park in Bokwan. Verständlicherweise. Denn nach der Absage der Qualifikation am Tag zuvor war zwar der Wind um nichts schwächer, der Druck durch den Veranstalter, unbedingt eine Siegerin haben zu wollen, aber weit stärker als die kräftigste der zahlreichen Böen, die über den Berg wehten.
„Ich bin“, sagte Gasser, „gar nicht auf mich böse, sondern auf den Veranstalter. Oder sagen wir, ich bin enttäuscht, dass sie das durchgezogen haben.“Alle Fahrerinnen, sagte die 26-Jährige, seien gegen einen Bewerb gewesen, weil eben nicht das Können entschied, sondern das Glück. Selbst damit könnte man aber noch leben, wäre nicht auch die Gesundheit aller Fahrerinnen mit der Entscheidung, zu starten, zum Glücksspiel geworden. „Aber man hat uns Druck gemacht“, offenbarte die Kärntnerin, „uns erklärt, dass man den Bewerb im Fall einer Absage komplett streicht.“
Die Fahrerinnen beugten sich, angeführt von Jamie Anderson, die immerhin Olympiasiegerin von Sotschi war. „Sie war dafür, zu fahren, als Einzige. Aber ich denke, weil sie gewusst hat, dass sie immer einen Sicherheitslauf hinunterbringt.“Genau das tat die US-Amerikanerin auch diesmal. Ein Sicherheitslauf ohne Sturz im ersten Run, das sollte zum abermaligen Olympiasieg reichen.
Und Gasser? Fehlte das Glück. „Und es sollte keine Olympiamedaillen geben, wenn es nur noch Lotterie ist“, schimpfte die Kärntnerin, „noch dazu war es gefährlich. Ich bin froh, dass nichts passiert ist.“Und das war an diesem Tag bei bitterer Kälte vielleicht das größte Wunder. „Viele Mädels waren zu kurz und sind noch auf den Vorbau des Auslaufs gekracht“, sagte Gasser, „nur bei mir war es umgekehrt: Ich habe im zweiten Lauf eine Böe von hinten bekommen, bin fünf Meter weiter geflogen als gedacht. Normal lande ich so einen Sprung immer, aber wenn die Geschwindigkeit nicht passt, dann habe ich keine Chance …“
Was die Österreicherin besonders störte: „Es war keine gute Show für unseren Sport. Die Fahrten wa- ren schlechter als die vor vier Jahren in Sotschi, dabei hatten wir so viel Progression, so viel Verbesserung.“Womit sie da schon eher leben konnte, war Platz 15 in der Endabrechnung. Es ist die Natur, die dem Menschen oft seine Grenzen aufzeigt. So wie gerade hier in Pyeongchang, wo der Wind alles durcheinanderwirbelt. Das Programm, aber auch die Ergebnislisten.
„Ich bin böse auf den Veranstalter.“Anna Gasser, Snowboarderin