Rodeln, Curling und leider keine Bestzeit
Was H. C. Artmann mit den Olympischen Winterspielen 2018 zu tun hat.
Danke, Sportminister HC Strache! Die Goldmedaille im Ein-Mann-Rodeln ist eine erste glänzende Frucht seiner noch so jungen Amtszeit. Und eine sinnige dazu. Schließlich ist Rodeln tief im Wesen des Alpenländers verankert. Richard Strauss etwa, der Skifahren als Beschäftigung für norwegische Landbriefträger abtat, war begeisterter Rodler. In seiner Oper „Intermezzo“kommt eine Rodelbahn am Grundlsee vor, auf der sich eine Dame einem jungen Herrn auf originelle Weise annähert, indem sie ihn über den Haufen rodelt.
Auch Straches Buchstaben-Vetter H. C. Artmann kam aufs Rodeln zu sprechen. In seinem Gedicht „was an weana olas en s gmiad ged“listete er auf, was – hier die Übersetzung für Nicht-Ottakringer – dem Wiener alles ins Gemüt geht. Die Aufzählung beginnt mit „a faschimpöde fuasbrotesn“(eine verschimmelte Fußprothese), geht weiter mit „a finga dea wos en fleischhoka en woef kuma is“(ein Finger, der dem Fleischhacker in den Fleischwolf geraten ist), zählt dann einige Dinge auf, die aus Gründen der Schicklichkeit hier unmöglich wiedergegeben werden können, und kommt gegen Ende zur Zeile „a rodlbadii met dode“. Abermals für Nicht-Ottakringer: eine Rodelpartie mit Toten. So weit also die Wiener in den Augen des Wieners H. C. Artmann.
Dem sozusagen offiziellen Wiener ist eine Rodelpartie mit Goldmedaille natürlich viel lieber, weswegen der Sportminister dem Gewinner auch prompt per Presseaussendung gratulierte. Wobei „prompt“etwas übertrieben ist. Er tat es exakt 29,07 Minuten nach dem Sieg, was meilenweit von den Gratulier-Bestzeiten früherer Sportminister entfernt ist. Aber Strache ist ja noch im Aufbau.
Was bei den Olympischen Spielen in Dingsbums sonst noch auffällt, ist der neue Bewerb Mixed Double Curling. Für Nicht-Curler: Curling ist eine Art Eisstockschießen, bei dem gleichzeitig noch das Eis sauber gemacht wird. Und zwar kehren die Athleten wie wild das Eis vor dem Curlingstein, damit dieser schneller ins Ziel flitzt. Bisher taten dies Mannschaften von vier Curlern oder vier Curlerinnen. Im neuen Bewerb fegen eine Frau und ein Mann gemeinsam das Eis. Quasi halbe-halbe.
Curling ist auch politisch eine interessante Sportart. Wenn es reicht, das Eis zu kehren, um den Curlingstein zu beschleunigen, stellt sich die Frage: Müsste das nicht auch bei Reformen funktionieren? Würden diese also schneller gehen, wenn man an sämtliche Regierungsmitglieder Besen verteilte?
Die Realität ist allerdings eine umgekehrte. Nach Adam Physik-Riese muss der Reformstein ja langsamer werden, wenn man nicht vor, sondern hinter ihm das Eis fegt. Und in dieser Disziplin ist Österreich Weltmeister.