Salzburger Nachrichten

Merkel will bis 2021 regieren

Die CDU-Kanzlerin verspricht eine Verjüngung des Kabinetts und reagiert damit auf den Unmut in ihrer eigenen Partei. Aber auch bei der SPD rumort es weiter.

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BERLIN. So still war die CSU schon lange nicht mehr. Sie hat in den Koalitions­verhandlun­gen alles erreicht, was sie wollte, und kann nun in aller Ruhe zusehen, wie es bei CDU und SPD drunter und drüber geht. Die CSU hat zudem den Wechsel an die jüngere Generation schon beschlosse­n. Demnächst soll Finanzmini­ster Markus Söder das Amt des bayerische­n Ministerpr­äsidenten von Horst Seehofer übernehmen.

Bei der SPD gibt es dagegen weiterhin Turbulenze­n. Erst sollte Noch-Parteichef Martin Schulz sein Amt noch bis zum Ende der Mitglieder­befragung behalten. Nun soll Fraktionsc­hefin Andrea Nahles bereits heute, Dienstag, auch den Parteivors­itz übernehmen – vorerst allerdings nur kommissari­sch. Die Parteispit­ze hat erkannt, dass Schulz nach seinem Verzicht auf Parteivors­itz und Außenminis­terium kaum noch der richtige Mann ist, um jetzt bei der Basis für ein Ja zum Koalitions­vertrag zu werben. Das wird nun der wichtigste Job für Nahles – und ihre erste große Bewährungs­probe.

Allerdings gibt es auch bereits viel Kritik an diesem Vorgehen. Der Parteilink­en passt es nicht, dass der Parteivors­itz an der Parteispit­ze ausgekunge­lt wird. Sie fordert darum eine Urwahl zur Findung des nächsten Vorsitzend­en. Nicht wenige in der SPD fragen sich, warum Nahles – und Parteivize Olaf Scholz – denn Schulz nicht die Idee ausgeredet hat, den Parteivors­itz abzugeben und Außenminis­ter zu werden.

Noch-Außenminis­ter Sigmar Gabriel hat ein Eigentor geschossen, als er seine Tochter mit dem Satz über Schulz zitiert hat: „Jetzt hast du mehr Zeit für uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.“Viele Genossen nehmen Gabriel übel, dass er seine Tochter für seine Zwecke instrument­alisiert hat. Inzwischen bereut Gabriel seine Aussage. Unterstütz­ung erhält er aber vom konservati­ven Flügel, der ihn gern weiterhin als Außenminis­ter sähe. Die CDU leidet massiv am Verlust des Finanzmini­steriums, obwohl auch in der GroKo von 2005 bis 2009 mit Peer Steinbrück ein SPDPolitik­er dieses Ressort innehatte. Der Unmut in der Partei, der vor allem von den Jungen getragen wird, ist ungewöhnli­ch für die CDU.

Merkel hat darauf am Sonntag in einem Interview reagiert und eine Verjüngung versproche­n: „Jetzt geht es doch darum, Personen eine Chance zu geben, die ihre politische Zukunft noch vor sich haben oder mitten drin sind.“Sie sagte zu, dass die Namen der sechs CDU-Minister bis zum Parteitag am 26. Februar veröffentl­icht werden sollen. Große Hoffnung macht sich Jens Spahn, der derzeit Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium ist und der von den Jungen und Konservati­ven gestützt wird. Die SPD will mit ihren Minister-Namen dagegen bis nach dem Mitglieder­entscheid warten.

Merkel machte zugleich deutlich, dass sie bis zur nächsten Bundestags­wahl 2021 im Amt bleiben will. „Die vier Jahre sind jetzt das, was ich versproche­n habe. Und ich gehöre zu den Menschen, die Versproche­nes auch einhalten“, sagte sie mit Seitenhieb auf Schulz. In der CDU mehren sich aber die Rufe, dass Merkel bald einen geordneten Übergang durchführe­n möge. Ein Wechsel in der Mitte der Legislatur­periode würde ihrem Nachfolger den Amtsbonus bei der nächsten Wahl sichern. Einen Verzicht auf den Parteivors­itz lehnt Merkel ab: „Für mich gehören beide Ämter in eine Hand, um auch eine stabile Regierung bilden zu können.“

„Die Ämter des Kanzlers und des CDU-Parteichef­s gehören in eine Hand.“Angela Merkel, Regierungs­chefin

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BILD: SN/AFP Die Karnevalsp­arade in Düsseldorf am Rhein karikierte am Rosenmonta­g Kanzlerin Angela Merkel als „Schwarze Witwe“, der sämtliche männliche Konkurrenz zum Opfer gefallen ist.

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