Wir müssen der Natur Platz geben
140 Fischotter in 119 Salzburger Gemeinden. Das sind knapp 1,2 Tiere pro Gemeinde. Laut einem Bericht der SN vom 19. 3. sind wir Zeitzeugen einer Explosion – freilich nur, wenn man von null ausgeht. Denn der Mensch hat den Fischotter in weiten Teilen Österreichs ausgerottet – so wie den Graureiher, den Kormoran, den Biber, den Nerz, den Seeadler, den Fischadler, den Schreiadler, den Kaiseradler, den Schlangenadler, den Zwergadler, den Bartgeier, den Mönchsgeier, den Waldrapp, die Wildkatze und eben auch Luchs, Bär und Wolf.
Das Wiedereinwandern mancher dieser Tierarten schafft natürlich ungewohnte Situationen, Betroffenheit und Ärger. Denn der Mensch herrscht und wirtschaftet in der Landschaft mittlerweile mit absolutem Anspruch. Abgesehen von der Tatsache, dass sich Fischotter, Graureiher, Seeadler etc. nicht beliebig vermehren können, sondern sich auf ein mit den Beutetieren verträgliches Maß einpendeln. Was ist die Lösung? Wiederausrottung?
Jahrtausende haben Äschen und Fischotter koexistiert. Erst in Flüssen, die aussehen, wie sie eben heute aussehen, hat die Äsche weniger Chancen, wenn der Otter kommt. Wir brauchen einen intensiven Dialog darüber, wie viel Platz wir der Natur geben wollen.
Wir alle haben Verantwortung für die Pflanzen und Tiere, die bei uns leben. Es geht mit dem Verschwinden ohnedies munter weiter: Heute sind es die Schmetterlinge, die Wildbienen und Heuschrecken, die dran glauben müssen.
Und irgendwann spüren wir es, wenn Bestäubung nicht mehr funktioniert und unsere Umwelt ökonomisch perfekt, aber ökologisch völlig verarmt ist. Das sind dann Kollateralschäden. Auch wenn solche „Jagt sie wieder raus“-Sager Applaus bringen: Für polarisierende Wahlkampfreden ist das Thema nicht geeignet. Wir sind zum Dialog bereit. Dr. Johann Neumayer