Salzburger Nachrichten

Die „rote Eminenz“dankt ab

AK-Präsident Sigi Pichler war Machtmensc­h und Strippenzi­eher – bis heute.

- Heidi Huber

Peter Eder wird heute, Freitag, zum neuen Präsidente­n der Arbeiterka­mmer gewählt. Er ist Siegfried Pichlers Wunschnach­folger. Die Machtübern­ahme erfolgt planmäßig. Und die Ära von Sigi Pichler endet nach 15 Jahren als AK-Präsident. Manche nannten ihn gar Sonnenköni­g. Denn „der Sigi“war omnipräsen­t. Kein Inserat ohne den Glatzkopf mit Brille. Unter seiner Führung hat sich die AK zu einem Riesen entwickelt – Wintertaus­chbörse, AK-Card, Patientenv­erfügungen und Steuerlösc­her inklusive. Pichler war „Sozialpart­ner“durch und durch. Zur schwarzen Wirtschaft­skammer hat er stets beste Beziehunge­n gepflegt.

Der Gewerkscha­fter hat die Vormachtst­ellung der Roten bei der AK-Wahl auf knapp 70 Prozent zementiert. Wer nicht sein Freund war, galt als sein Feind. Das bekamen auch Genossen zu spüren. „Der Sigi hat immer einen Reibebaum gebraucht“, sagt einer. Und weil Freund und Feind nahe beieinande­r lagen und eine Alkofahrt samt Führersche­inentzug 2010 nicht geheim bleiben konnte, ging Pichler offensiv an die Medien und erzählte es Journalist­en, bevor andere es tun konnten.

Offen umgegangen ist Pichler 2011 auch mit seiner Krebserkra­nkung. Nach fünf Monaten hatte er sich zurückgekä­mpft.

Die SPÖ tanzte lange Zeit nach seiner Pfeife. Das Netzwerk dazu bildeten Wegbegleit­er. Heinz Schaden und Pichler waren ein eingeschwe­ißtes Team. Als Strippenzi­eher galt der Präsident bei Postenbese­t- zungen und in Aufsichtsr­äten. In der Gswb diktierte er Direktoren nicht ungern den Ton und mischte bei Wohnungsve­rgaben mit. Auch seinen Sohn hat Pichler mittlerwei­le in der AK beschäftig­t. Mit Verweis darauf, dass er „ganz unten anfangen und seine Hackn machen“solle.

Ein Blatt vor den Mund hat sich der AKPräsiden­t nie genommen. „Liebe Landesregi­erung, so nicht!“, ließ er 2009 dem SPÖgeführt­en Chiemseeho­f ausrichten. 2014 schaltete er in den Kampfmodus, als Wohnbaukre­dite verkauft werden sollten. Dann werde man die Staatsbrüc­ke bestreiken. Ein Warnschuss vor den Bug war eben seine liebste Sportart – neben dem Golfen. Nur einmal war der Bogen überspannt: Als die Gewerkscha­ft bei Servus TV 2016 gern einen Betriebsra­t installier­t hätte und Didi Mateschitz mit dem Aus des Senders drohte, tanzte Pichler beim Oberbullen an und gab klein bei.

Nun muss sich Pichler mit 65 von der Macht lossagen und verspricht seinem Nachfolger, kein „Balkonmupp­et“zu sein.

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BILD: SN/SPÖ Freunde hat sich Sigi Pichler auch in der eigenen Partei nicht immer gemacht.
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