Salzburger Nachrichten

Van der Bellen warnt vor einer Zerstörung der EU

Der Bundespräs­ident setzt andere Akzente als die Bundesregi­erung: Der Klimawande­l bereite ihm mehr Sorgen als die Migrations­frage, sagt Van der Bellen.

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Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen warnt vor einem selbst verschulde­ten Bedeutungs­verlust der Europäisch­en Union. Europa müsse sich entscheide­n: „Wollen wir weitermach­en wie bisher und zusehen, wie die EU und damit Österreich auf der Weltbühne an Bedeutung verlieren?“, fragte Van der Bellen am Sonntag in einem per E-Mail geführten Interview mit der APA. „Oder wollen wir ein starkes Europa, das in der Welt gehört wird, weil es mit einer Stimme spricht?“Van der Bellen forderte mehr Zusammenha­lt in Europa: „Eine Zerstörung der Union würde die einzelnen Nationalst­aaten wie ein Schiff ohne Steuer auf hoher See Wind und Wellen aussetzen und letztlich neue Armut in Europa bedeuten.“Der Bundespräs­ident vermied in seinem Interview jegliche Kritik an der türkis-blauen Regierung, er setzte mit seinen Äußerungen aber deutlich andere Akzente als diese. Vor allem in der Migrations­frage. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz hatte vergangene Woche im EU-Parlament den Kampf gegen illegale Migration als ein Hauptanlie­gen des österreich­ischen Ratsvorsit­zes bezeichnet. Dagegen sagte Van der Bellen: „Momentan machen mir die Klimakrise und der drohende Zoll- und Handelskri­eg mit den USA deutlich mehr Sorgen (als die Migrations­frage, Anm.).“

Und zur Mitgliedsc­haft der FPÖ-Europaparl­amentarier bei der EU-kritischen Fraktion ENF sagte er: „Sie widerspric­ht dem im Regierungs­programm verankerte­n proeuropäi­schen Kurs der Bundesregi­erung.“

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