Salzburger Nachrichten

Bei den Briten muss Trump Protest erwarten

Die Briten sind für Freihandel und Globalisie­rung, der US-Präsident setzt auf Protektion­ismus. Wie speziell ist das bilaterale Verhältnis?

- Jeremy Hunt, neuer Außenminis­ter

LONDON. Donald Trump kommt nach dem NATO-Gipfel nach Großbritan­nien. Offenbar herrscht sowohl im Weißen Haus als auch in Downing Street große Angst, dass der Besuch nicht jene Jubelbilde­r produziert, die Trump von vergangene­n Visiten mit nach Hause nehmen konnte. Fast zwei Millionen Briten hatten sich schon vor Monaten in einer Petition gegen den Besuch ausgesproc­hen, sie planen nun Massendemo­nstratione­n im ganzen Land. Sie kritisiere­n unter anderem Trumps Migrations- und Außenpolit­ik, seinen Sexismus und Rassismus.

Im Königreich steigt die Nervosität, dass Trump seinen Unmut über die Proteste via Twitter ausdrücken könnte. Und damit die „special relationsh­ip“erneut auf eine Probe stellen würde. Die Briten sind äußerst stolz auf ihre besondere Beziehung, die sie traditione­ll seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu den USA pflegen. So wurde es zunächst als Bravourstü­ck gefeiert, dass Trump nach seiner Amtsüberna­hme May als ersten ausländisc­hen Staatsgast empfangen hat. London ist angesichts des anstehende­n Brexits auf ein schnell nach dem EU-Austritt abzuschlie­ßendes bilaterale­s Handelsabk­ommen mit den USA angewiesen. Vor diesem Hintergrun­d darf auch die von Premiermin­isterin Theresa May für viele voreilig ausgesproc­hene Einladung „im Namen Ihrer Majestät“zum Staatsbesu­ch verstanden werden.

Seitdem aber ist viel passiert. Das Verhältnis hat stark gelitten, nachdem Trump im November 2017 die islamfeind­lichen Äußerungen einer rechtsextr­emen britischen Gruppe verbreitet und danach May persönlich angegriffe­n hat. Auch in dieser Woche meldete sich der selbsterna­nnte Brexit-Anhänger zu Wort und meinte, er könne sich ein Treffen mit „Freund“Boris Johnson vorstellen – ausgerechn­et mit dem ExAußenmin­ister, der am Montag aus Rebellion gegen Mays Brexit-Kurs zurückgetr­eten war. Sollte es dazu kommen, würde dies als Affront gegen May und als Eingriff in den Machtkampf auf der Insel gewertet werden. „Theresa May hat kein Rückgrat. Trump hat für so etwas keinen Respekt“, sagt Jan HalperHaye­s, die Mitglied in Trumps Team nach dessen Amtsüberna­hme war. Sollte es eine besondere Beziehung zwischen beiden Ländern geben, finde diese auf der militärisc­hen Ebene statt. „Aber definitiv nicht auf der Führungseb­ene.“

„Wir sollten Theresa May helfen, einen großartige­n Brexit-Deal zu erreichen.“

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