Fußball-Fouls mit Folgen
Abseits der großen Bühne bei der Weltmeisterschaft in Russland geht es beim Fußball oft hart zu. Was auf dem Rasen noch als „Berufsrisiko“gilt und was vor Gericht landet. WM-Halbfinale 350 Polizisten gegen Randalierer
Mit einem Großaufgebot präsentierte sich die Wiener Polizei am Mittwochabend im Rahmen des WM-Halbfinales England gegen Kroatien in Wien-Ottakring. Vergangenen Samstag waren dort Fanfeiern kroatischer Anhänger völlig aus dem Ruder gelaufen. Zwei Frauen wurden durch pyrotechnische Gegenstände verletzt. 350 Beamte standen nun im Einsatz, um eine Wiederholung zu verhindern. Bereits am Nachmittag gab es Personenkontrollen. Auch Beamte der Spezialeinheit Wega und sprengstoffkundige Organe waren vor Ort. Die Ottakringer Hauptstraße wurde zwar nach Spielende gesperrt, bis Redaktionsschluss gab es laut Polizei aber keine nennenswerten Zwischenfälle. Gelbe oder Rote Karten. Ein Grund für Strafverfolgung ist allerdings gegeben, wenn bei einem Foul ein Vorsatz erkennbar ist“, erklärt Herbert Hübel, Jurist und Präsident des Salzburger Landesfußballverbands. So etwas wie fahrlässige Körperverletzung gebe es bei einem Fußballspiel nicht, es gelte die „soziale Adäquanz“. Will heißen: Wer sich auf ein Match einlässt, weiß, dass Verletzungen aus dem Spiel heraus passieren können. Kalkulierbares Berufsrisiko also. Hübel: „Etwas anderes ist es, wenn Spieler schon in der Kabine sagen ,Den Gegner tragens heut raus‘. Passiert dann etwas, war es vorsätzlich.“Bei Verletzungen würden sowohl Gefoulte als auch Ärzte oder Spitäler Anzeige erstatten können.
Robert Sedlacek, 27 Jahre als Schiedsrichter tätig und heute Präsident des Wiener Fußballverbands, erinnert an den wohl bekanntesten Fall von Brutalität während eines Matches in Österreich: „Bei einem Wiener Derby 2005, Rapid gegen die Austria, ist Torhüter Joey Didulica dem Rapid-Stürmer Axel Lawarée mit gestrecktem Bein ins Gesicht gesprungen.“Dieser erlitt einen Trümmerbruch des Nasenbeins, ein Schädeltrauma und eine Augenverletzung. Nach der Attacke ist ein Fußballer, Didulica, erstmals in Österreich wegen eines Foulspiels von einem Strafgericht verurteilt worden.
„Eine derartige Härte kommt bei uns Gott sei Dank nur sehr selten vor“, zeigt sich Sedlacek erleichtert. Was immer wieder zur Anzeige komme, seien Folgen nach einem Rempler, bei dem einer den anderen zum Beispiel gegen eine Absperrung drängt. Auch Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter hätten ein gerichtliches Nachspiel. „So etwas kann man im normalen Leben nicht machen und am Spielfeld auch nicht“, sagt der Ex-Referee.