Salzburger Nachrichten

Krebs durch Glyphosat? US-Gericht lässt Klagen zu

Die Bayer-Tochter Monsanto erleidet einen herben Rückschlag. Und das wurde aus der Aufregung um das umstritten­e Unkrautver­nichtungsm­ittel in Österreich.

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Die EU-Staaten hatten Ende November 2017 nach einem langen Streit beschlosse­n, die Zulassung des umstritten­en Unkrautver­nichtungsm­ittels Glyphosat um fünf Jahre zu verlängern. Insgesamt stimmten 18 Länder dafür, Österreich war dagegen. Nach der Verlängeru­ng hatte es massive Proteste gegeben.

Die Kritiker in Europa können nun auf Richter in den USA hoffen. Denn die Bayer-Tochter Monsanto muss sich mehreren Hundert Klagen von US-Krebspatie­nten wegen angebliche­r Krebsrisik­en ihres Unkrautver­nichters Roundup mit dem umstritten­en Wirkstoff Glyphosat stellen. Der US-Richter Vince Chhabria, bei dem viele Sammelklag­en gebündelt sind, machte am Dienstag (Ortszeit) den Weg für einen möglichen Prozess gegen den Saatgutrie­sen in San Francisco frei.

Zwar meinte der Richter, dass die Beweislage vermutlich zu zweideutig sei, um den klaren Schluss zuzulassen, dass Glyphosat, wie von den Klägeranwä­lten behauptet, Lymphdrüse­nkrebs verursache. Doch seien genug Einschätzu­ngen von Experten vorgetrage­n worden, die die Argumentat­ion der Kläger stützten, dass ein Gerichtspr­ozess angemessen sei.

Der deutsche Konzern Bayer hatte Monsanto erst im Juni übernommen. Nun nehmen die Rechtsrisi­ken für Mutter und Tochter zu. Allein bei Richter Chhabrias Gericht im nördlichen Bezirk San Franciscos geht es um mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauche­rn. Zudem gibt es noch etliche Verfahren in den USA,

Agentur für Ernährungs­sicherheit

die nicht als Sammelklag­en gestaltet sind. Der erste Prozess gegen Monsanto hatte erst kürzlich begonnen – ebenfalls in San Francisco. Die dabei verhandelt­e Klage des 46-jährigen DeWayne Johnson, bei dem 2014 Lymphdrüse­nkrebs diagnostiz­iert wurde, wurde anderen Fällen vorgezogen, weil der Mann bereits im Sterben liegt. Johnson macht Monsantos Roundup, das unter diesem Markenname­n auch in Österreich bekannt ist, für sein tödliches Leiden verantwort­lich und wirft dem zum DAX-Riesen Bayer gehörenden US-Unternehme­n vor, die Gefahren des weltweit stark verbreitet­en Unkrautver­nichters verschwieg­en zu haben. Monsanto weist die Vorwürfe energisch zurück.

ÖVP und FPÖ hatten Ende 2017 einen nationalen Ausstieg und ein Verbot von Glyphosat angekündig­t. Im österreich­ischen Parlament wurde am 13. Dezember der Antrag für eine Machbarkei­tsstudie und einen Aktionspla­n zum Ausstieg von Glyphosat in Österreich eingebrach­t. Die Beratungen dazu im Landwirtsc­haftsaussc­huss wurden noch nicht aufgenomme­n.

Der Handelskon­zern Spar hatte im Zuge der EU-Debatte angekündig­t, das Mittel Glyphosat selbst aus den Regalen zu verbannen – und verlangte dies in einem Schreiben von allen Lieferante­n seiner Eigenmarke­n. „Inhaltlich ist das sicher richtig“, bewertete Greenpeace­Umweltchem­iker Herwig Schuster diesen Ansatz im SN-Gespräch. Doch die Umsetzung dürfe schwierig werden, weil die Landwirtsc­haft nicht auf einen Schlag auf Glyphosat verzichten werde. Die Risikobewe­rter der österreich­ischen Agentur für Ernährungs­sicherheit, AGES, sehen den Wirkstoff als sicher für Menschen an und somit den Anwender- und Konsumente­nschutz in den wesentlich­en Punkten gewährleis­tet.

„Sehen den Wirkstoff als sicher für Menschen an.“

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BILD: SN/APA/AFP/JOSH EDELSON Glyphosat ist im Unkrautver­nichter Roundup enthalten. Der Vorwurf: Es sei krebserreg­end.
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