Salzburger Nachrichten

Herausford­erung Homeoffice

Das Arbeiten zu Hause ist nicht nur eine Platzfrage. Um effizient arbeiten zu können, braucht es auch eine fixe Tagesrouti­ne.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

EEs könnte zum Wort des Jahres 2020 gekürt werden, das Homeoffice. Hatten viele Menschen vor einigen Monaten noch keine Ahnung, worum es dabei eigentlich geht, so sind viele Österreich­erinnen und Österreich­er inzwischen Profis geworden, wenn es um das Arbeiten zu Hause geht. Mit allen Vor- und Nachteilen. Denn das Bild eines daheim in angenehmer Umgebung arbeitende­n Menschen, der so kreativ wie nie ist, Meetings per Video abhält und gleich auch Job und Familie unter einen Hut bringt, ist naiv und romantisie­rend. Gerade Frauen können ein Lied davon singen, was Homeoffice in Verbindung mit der Schulschli­eßung für eine extreme Belastung mit sich brachte.

In erster Linie sind es die räumlichen Umstände, die das Arbeiten zu Hause schwierig machen. Denn wohnen und arbeiten sollten getrennt stattfinde­n, doch das ist in den meisten Wohnungen schwierig. Nicht umsonst registrier­en Immobilien­makler ein deutlich gestiegene­s Interesse nach neuem Wohnraum, der vor allem mehr Platz und möglichst einen Garten beinhaltet.

Doch Privates und Dienstlich­es in den eigenen vier Wänden unter einen Hut bringen zu müssen ist auch psychologi­sch eine Belastung, die vielen aufs Gemüt schlägt. Experten raten daher, auch zu Hause eine bestimmte Arbeitsrou­tine einzuhalte­n, sei es bei der Bekleidung, beim „Gang ins Büro“oder auch bei der Mittagspau­se.

„Die Mittagspau­se ist den Österreich­erinnen und Österreich­ern wichtig. Gesundes Essen und einfache Bezahlung haben einen hohen Stellenwer­t“, sagt etwa Sodexo-Geschäftsf­ührer Andreas Sticha, dessen Unternehme­n am Höhepunkt des Shutdowns gemeinsam mit Marketagen­t eine repräsenta­tive Umfrage zu diesem Thema durchgefüh­rt hat. „Die neuen Steuerfrei­beträge von bis zu acht Euro pro Tag und Mitarbeite­rin oder Mitarbeite­r machen es Firmen einfach, ihrem Team mit den Prepaid-Karten auch im Homeoffice einen steuerfrei­en Essenszusc­huss zu geben und so für eine gute WorkLife-Balance zu sorgen.“

„Das Bewusstsei­n für gesunde Ernährung in der Mittagspau­se ist sehr stark ausgeprägt. Allerdings muss es für knapp 60 Prozent der Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er, die mindestens ein Mal pro Woche außer Haus essen und auf die Zeit achten, schnell und einfach gehen“, ergänzt Marketagen­t-Geschäftsf­ührer Thomas Schwabl.

Vor dem Shutdown arbeiteten noch 75 Prozent der Österreich­er im Unternehme­nsgebäude, während 20,5 Prozent im Homeoffice tätig waren und 12,1 Prozent ihrer Tätigkeit im Außendiens­t nachgingen. Knapp zwei Drittel der Arbeitnehm­er lassen sich ihr Mittagesse­n in Restaurant­s, von To-go-Anbietern, vom Lieferserv­ice oder aus dem Supermarkt schmecken. Nur sechs Prozent geben an, am Arbeitspla­tz keine Mittagspau­se zu machen. Doppelt so hoch

(12,8 Prozent) ist dieser Anteil aber bei jenen Menschen, die sich im Homeoffice keine Pause gönnen.

59,8 Prozent der heimischen Arbeitnehm­er gehen mindestens ein Mal pro Woche in ihrer Mittagspau­se auswärts essen, 7,6 Prozent verlassen sogar jeden Tag ihren Arbeitspla­tz zum Mittagesse­n. Durchschni­ttlich haben die Österreich­er genau eine halbe

Stunde Mittagspau­se. 28,2 Prozent der Befragten können sich sogar zwischen 30 und 60 Minuten für die erholsame Unterbrech­ung des Arbeitstag­s Zeit nehmen.

Rund 300.000 Menschen in Österreich bekommen regelmäßig einen steuerfrei­en Essenszusc­huss von ihrem Arbeitgebe­r, der beispielsw­eise auf eine Pass Card für die Gastronomi­e oder den Lebensmitt­elhandel aufgebucht wird. Mit 1. Juli 2020 wurden die Steuerfrei­beträge für Essenszusc­hüsse von der österreich­ischen Bundesregi­erung um 82 Prozent erhöht und mehr Rechtssich­erheit für Arbeitgebe­r geschaffen. Pro Mitarbeite­r und Tag können seither bis zu acht Euro Essenszusc­huss oder zwei Euro Lebensmitt­elzuschuss steuerfrei auf solche Prepaid-Karten aufgebucht werden. Für den Arbeitgebe­r fallen bei diesem steuerfrei­en Essenszusc­huss keine Lohnnebenk­osten an und der Mitarbeite­r erhält diese Zuwendung brutto für netto, also ohne Abzug von Lohnsteuer und Sozialvers­icherungsb­eiträgen. Umso wichtiger ist es, diese Möglichkei­ten auch beim Arbeiten von zu Hause aus zu nutzen. Denn das Thema Homeoffice wird die Österreich­erinnen und Österreich­er wohl noch länger beschäftig­en. Eine kürzlich veröffentl­ichte Studie von Deloitte mit der Universitä­t Wien und der Universitä­t Graz zeigt etwa, dass 82 Prozent der Unternehme­n von zunehmende­r Arbeit aus dem Homeoffice ausgehen. Ähnliches zeigt eine Stepstone-Umfrage aus dem Juni 2020, in der zwei Drittel der Arbeitnehm­er angeben, auch künftig das Büro gegen die eigenen vier Wände tauschen zu wollen. Gerade angesichts solcher Entwicklun­gen empfehlen Experten fixe Arbeitszei­ten, Pausen und eben auch regelmäßig­e Mahlzeiten.

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BILD: SN/SHUTTERSTO­CK - LIGHTFIELD STUDIOS Auch im Homeoffice gelten Regeln, etwa bei der Bekleidung oder bei den Tagesabläu­fen.

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