Überdimensionales CATAN Blumenfeld
Des placebos pour les psychotropes ?
Im Jahr 2020 feiert das Kultspiel „Die Siedler von Catan“seinen 25. Geburtstag. Weltweit wurden bisher über 32 Millionen Spiele in 70 Länder verkauft und dabei in 40 Sprachen übersetzt. Zum Jubiläum wird auf der Insel Mainau ein überdimensionales CATAN Feld mit der typischen Wabenstruktur entstehen, umgeben von einem Blumenmeer – zusammen fast 10.000 Quadratmeter. Man kann auch Catan und andere Spiele ausleihen und auf einer Spielwiese spielen. Die Spieleausgabe findet täglich vom 24. Juli bis zum 13. September statt. überdimensional démesuré, gigantesque / das Feld(er) la case, égal. le plateau de jeu / feiern célébrer / Die Siedler von Catan (Les colons de) Catane / weltweit dans le monde / bisher à ce jour / übersetzen traduire / die Wabenstruktur la structure alvéolée / umgeben von entouré de / das Meer la mer / zusammen en tout / aus-leihen(ie,ie) emprunter / die Spielwiese l’aire de jeu / die Ausgabe la distribution / statt-finden avoir lieu
En 1943, Albert Hofmann enfourchait son vélo après avoir fait une découverte étrange dans son laboratoire. Le chimiste suisse avait synthétisé ce que l’on appellera plus tard le “LSD”. Plusieurs études scientifiques tendent à réhabiliter le pouvoir des acides et champignons comme psychotropes. Qu’ils soient biologiques ou psychologiques, les effets bénéfiques sur les personnes atteintes de dépression ou d’addictions sont désormais prouvés.
Als Albert Hofmann am 19. April 1943 von der Arbeit nach Hause radelte, überfielen ihn „Schwindel, Angstgefühl, Lähmungen“, bald hatte sich seine „Umgebung in beängstigender Weise verwandelt“, ein „Dämon“plagte ihn, dann schlug alles um, nun wurde er von einem „unerhörten Farbenspiel“beglückt. All das widerfuhr ihm nach dem Verlassen seines Labors bei der Basler Pharmafirma Sandoz. Dort hatte er von einer Substanz genascht, die er 1938 synthetisiert hatte. Er hatte auf ein Kreislaufmedikament gehofft, aber Testmäuse wurden nur unruhig, die Restbestände wurden eingelagert. Es war LSD, ein Derivat der Lysergsäure.
2. Die steckt in der Natur in Mutterkorn, einem Pilz, der Getreide befällt, und welche Dämonen der wecken kann, hat der österreichische Schriftsteller Leo Perutz 1933 schon im Roman „St. Petri
Schnee“imaginiert: Eine dumpfe Dorfgemeinschaft, deren Grundherr sie mit der Droge in fanatische Glaubenskämpfer unter seinem Kommando verwandeln will, entwickelt sich stattdessen zu einer revolutionären Masse, die ihn und sein Machtgefüge kurz und klein schlägt.
3. Davon wusste Hofmann vermutlich nichts, aber er verfolgte die neue Spur und hoffte nun auf Nutzen für Neurologie und Psychologie, sein Arbeitgeber stellte das Medikament bzw. die Droge – nur das Deutsche zieht die Unterscheidung, im Englischen sind beide „drugs“
– in geringen Mengen her („Delysid“) und der internationalen Forschung zur Verfügung. Es ging um Befreiung von Ängsten und Süchten, und nicht nur Patienten sollten die Pillen schlucken, sondern auch Therapeuten, ihnen sollten sie zu einem tieferen Blick in das Innenleben der ihnen Anvertrauten verhelfen.
PSYCHEDELISCHE NOVITÄT
4. Vor allem in den USA kamen Tests ins Laufen, die Gesundheitsbehörde NIH finanzierte bis in die 1960er-Jahre über 130 Experimente, die Ergebnisse versprachen einiges, waren aber auch diffus. Getestet wurde oft in winzigen Gruppen und nach unzureichenden Standards, Doppelblindversuche gab es nicht. Aber die psychedelische – „seelenerweiternde“– Novität sprach sich herum, das Militär testete sie klandestin als Wahrheitsdroge, Beatniks propagierten sie offen als Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen, der Psychologe Timothy Leary (Harvard) machte eine Religion daraus, und Vietnam-Kriegsgegner skandierten, man möge die Droge ein
Dass Psilocybin therapeutisch wirken kann, darüber herrscht Einigkeit.
werfen, statt andere mit Ärgerem zu bombardieren: „Drop acid (LSD), no bombs!“
5. All das und urbane Mythen – etwa über Konsumenten, die von Hochhäusern sprangen, weil sie glaubten, sie könnten fliegen –, brachten LSD auf den Index – „Schedule 1“, die höchste Stufe des Verbotenen. Dorthin kam auch Psilocybin, der Wirkstoff von halluzinogenen Pilzen, die erdweit konsumiert wurden und werden, in den Alpen als „narrische Schwammerln“, andernorts als „magic mushrooms“. Auch Psilocybin stand chemisch rein zur Verfügung – wieder hat Hofmann es 1957 synthetisiert –, es wirkt ähnlich wie LSD, nur schwächer, deshalb wurde in vielen Psycholabors mit ihm experimentiert.
GLÜCKSHORMON
6. Damit war es nun auch vorbei, es gab weder den Stoff noch Geld, die Forschung kam zum Erliegen. Erst in den 1990er-Jahren tastete sie sich wieder heran, vor allem zwei Gruppen taten es, eine um Franz Vollenweider an der Uni Zürich, eine um Robin Cahart-Harris und Dennis Nutt am Imperial College in London. Man erkundete etwa, wie Psilocybin molekular wirkt: über den Neurotransmitter Serotonin („Glückshormon“) bzw. einen besonderen Rezeptor. Wie es physiologisch wirkt, ist weniger klar, die einen sehen eine Aktivierung von Hirnregionen, die anderen ein Nachlassen von Kontrollmechanismen.
7. Aber dass es therapeutisch wirken kann, darüber herrscht Einigkeit. Die britische Gruppe hat gerade bilanziert: Demnach gibt es „bemerkenswerte“Erfolge vor allem bei Depression und Ängsten und bei Süchten, vor allem denen nach Alkohol und Opiaten. All das zeigen Studien nach heutigem Standard, in dem die Wirkstoffe gegen Placebos getestet werden.
8. Aber die sind ein eigenes Kapitel. An ihnen zeigt sich, dass Medikamente nicht nur durch ihre Chemie wirken, sondern dass Psyche und Soziales auch dazu beisteuern. In ein wohl arrangiertes Setting hat Jay
Olson (Vancouver) Testpersonen ins Psychologenlabor geladen: Getestet wurde in einem Partyraum mit psychedelischen Bildern an den Wänden und Musik. 9. Obwohl alle Placebo erhielten, berichteten 61 Prozent der Nichtsahnenden von psychedelischen Erlebnissen. Offenbar kann Bewusstseinserweiterung von beidem bewirkt werden, von reiner Pharmakologie, und von anders freigesetzten Energien. Bei Perutz war Massenpsychologie dabei, bei Olson ist es „set and setting“. Eine bestimmte Meditationsform könnte bei der Reduzierung der Dosis helfen.