Bei der Maut hört der Spaß auf
Im Zuge des europäischen Einigungsprozesses sind manche Dinge in Vergessenheit geraten. Früher etwa gab es Österreicherwitze. Als die EU die Farbe der Straßenmarkierungen von Gelb in Weiß änderte, funktionierte folgender Klassiker nicht mehr: „Warum haben die Österreicher gelbe Straßenmarkierungen? Damit sie nicht das ganze Jahr Schnee schippen müssen.“
Dass die Österreicher selbst bemerkenswerte Witzbolde sind, haben sie zuletzt wieder in der Debatte um die deutsche Maut gezeigt. Ausgerechnet jenes Land, dessen Wegelagerei tiefe Löcher in die Taschen der Durchreisenden brennt, klagt dagegen. Genau der Humor, der bald wieder zur Renaissance des Österreicherwitzes führen wird. Da kann es auch nur mäßig trösten, dass es das Pickerl, also den selbstklebenden Schandfleck auf der Innenscheibe, nun auch als digitale Alternative fürs Handy gibt. Damit entfällt das lästige Abkratzen der ungültig gewordenen Vignetten, die genauso schwer von der Scheibe zu lösen sind wie früher die gelben Markierungen mit einer Schneeschaufel von österreichischen Straßen.
Lustig auch: Das elektronische Pickerl ist immer erst 18 Tage nach Kauf gültig. Das liegt am österreichischen Widerrufsrecht, das es ermöglicht, über das Internet gekaufte Sachen zweieinhalb Wochen lang zurückzugeben. Es wäre auch zu schön gewesen: 18 Tage mit dem Auto Urlaub im Land der Witzbolde machen, bei der Rückfahrt rasch das Pickerl widerrufen und somit das schöne Geld sparen. Aber so lustig die Österreicher auch sind – bei der Maut hört der Spaß eben auf. (nyf)