Aalener Nachrichten

Königin Sabine macht’s glänzend

Neulermer Narren setzen ihre Rathausche­fin ab, und die wehrt sich gut gereimt

- Von Hermann Sorg

NEULER - Die Fischer-Ära ist mit dem Neulermer Fasching endgültig zu Ende gegangen; er stand denn auch ziemlich unauffälli­g beim gemeinen Volk. Mehrere Hundert Zuschauer haben am Dienstagvo­rmittag bei strahlende­m Sonnensche­in vielmehr gespannt darauf gewartet, wie sich die neue Rathausche­fin Sabine Heidrich auf dem Balkon des Rathauses mit dem doch recht eigenen Völkchen der Neulermer Narren auseinande­rsetzen würde. Und Heidrich machte es glänzend.

Schon ihr Outfit mit Königsmant­el und Krone zeigte, wer jetzt Neulermer Oberhaupt ist. Auch die Damen und Herren ihres Hofstaats, sprich die überwiegen­d weibliche Rathausbes­atzung, präsentier­ten sich selbstbewu­sst als Prinzessin­nen mit einem Diadem im Haar.

Obwohl die männlichen Narren mit einem großen Transparen­t am Rathausbal­kon forderten, dass nach 21 Tagen weiblicher Rathausreg­entschaft wieder die Männer an die Macht müssten, blieb es mehr oder weniger bei diesem schwachen Protest. Mangels Anekdotens­toff – Königin Sabine regiert erst seit drei Wochen – warfen Heiko Hoffmann, Achim und Dietmar Kraus, Sascha Moos, Simon Rupp, Rainer Schreckenh­öfer und Steven Weber einen Blick zurück auf den Wahlkampf, lobten dessen fairen Verlauf und erinnerten die neue Bürgermeis­terin daran, dass 87 Prozent aller Neulermer Wähler auf sie setzen.

Im nächsten Jahr werden sie wohl keine Absetzung machen müssen, meinten sie, weil Sabine Heidrich einfach keine Fehler mache. „Beim Fehlermach­en war Manne (Fischer) fit, | für Sie, Frau Heidrich, einen Tipp | Streicht‘se den alten Wasserturm pink | dann weiß man auch von außen flink| und das ganz sicher und genau: | Z‘Neuler regiert jetzt eine Frau!“

„Frauen sind ganz rechte Leut’“

Ungeachtet dieser Empfehlung­en verteidigt­e sich Königin Sabine wort- und reimreich, schwor dem Ellwanger Rotochsenb­ier ab – „Ich werd‘ jetzt nur noch Ladenburge­r trinken“– und sagte zur ersten weiblichen Rathausreg­entschaft: „Nehmt‘s mit Humor, Gelassenhe­it | auch Frauen sind ganz rechte Leut‘ – und g’scheit | Frauen können auch Führung übernehmen | Da braucht ihr euch doch nicht zu schämen | Daheim tut ihr euch arrangiere­n | Drum müsst ihr’s auch mit mir probieren.“

Nach der mit viel Beifall bedachten Reim-Rede und einer Schunkelru­nde führten die Narren Heidrich ab und brachten sie auf den Rathausvor­platz: Dort wartete allerdings keine königliche Kutsche, sondern ein alter, eisenberei­fter Leiterwage­n – wohl eine kleine Retourkuts­che der Narren –, mit dem die fidele Gesellscha­ft ins Narrengefä­ngnis in den Landgastho­f Bieg rumpelte, wo sich die neue Bürgermeis­terin mit einem Mittagesse­n wieder frei kaufte.

 ?? FOTO: HERMANN SORG ?? Für „Königin“Sabine Heidrich war am Fastnachts­dienstag nach nur drei Wochen im Amt erst mal Schluss: Die Bürgermeis­terin wurde schon wieder abgesetzt – von den Neulermer Narren.
FOTO: HERMANN SORG Für „Königin“Sabine Heidrich war am Fastnachts­dienstag nach nur drei Wochen im Amt erst mal Schluss: Die Bürgermeis­terin wurde schon wieder abgesetzt – von den Neulermer Narren.

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