Aalener Nachrichten

Trauer Der Schauspiel­er Siegfried Rauch ist im Alter von 85 Jahren gestorben

Trauer um „Traumschif­f“-Star Siegfried Rauch (85)

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MÜNCHEN (dpa/AFP) - Ob als „Traumschif­f“-Kapitän oder in der Rolle des Arztes in „Der Bergdoktor“: Siegfried Rauch war für Millionen Zuschauer eine Persönlich­keit, die jahrzehnte­lang das deutsche Fernsehen geprägt hat. Am Sonntag ist er mit 85 Jahren gestorben.

Nach Angaben seines Managers Michael Jodl starb Rauch an Herzversag­en. Das habe die Obduktion ergeben, so Jodl am Montag. Rauch sei in seinem Wohnort Obersöcher­ing südlich von München zusammenge­sackt und dann eine Treppe hinabgefal­len. Der Sturz sei nicht todesursäc­hlich gewesen. Der Schauspiel­er hatte am Abend die Feuerwehr in seinem Heimatort besucht, wie Bürgermeis­ter Rainald Huber sagte. Beim Verlassen der Wache sei er die Treppe herunterge­stürzt.

Wenn Siegfried Rauch über sein Leben sprach, klang das meist pragmatisc­h: Als er sein Studium der Architektu­r in München abbrechen wollte, hielt ihn das gute und günstige Mensaessen an der Uni, erzählte er kurz vor seinem 85. Geburtstag. Also studierte er einfach etwas anderes und kam so über Umwege zur Schauspiel­erei. Pragmatisc­h war Rauch auch, wenn es um das Leben und den Tod ging. Das Schicksal habe alles in der Hand, da sei er sich sicher. Und auch, dass es da „irgendetwa­s zwischen Himmel und Erde“gebe, „was wir nicht so ganz begreifen können“, war für ihn ausgemacht. Überrasche­n lassen wollte er sich aber nicht von diesen Kräften und suchte sich daher schon vor vielen Jahren einen schönen Platz auf dem Friedhof aus – mit Alpenblick.

Die Rolle des „Traumschif­f“-Kapitäns Jakob Paulsen hat das Leben des Bayern besonders geprägt und wohl auch am besten zu ihm gepasst. Kapitän Paulsen hatte eigentlich nie schlechte Laune, unfreundli­ch war er auch nie, hilfsberei­t und herzlich dagegen immer. Die Uniform adrett und blendend weiß, dazu dieses vertrauens­würdige Lächeln – diesen Blick hat Rauch nie verlernt. „Ein Kapitän muss etwas Väterliche­s haben“, hat Rauch einmal gesagt – und mit seiner Ruhe und Gelassenhe­it das auch ausgestrah­lt. Von 1999 an verkörpert­e der Schauspiel­er 14 Jahre lang die Rolle des Kapitäns auf dem ZDF-„Traumschif­f“. Schauspiel­erin Heide Keller (78), langjährig­e Chefhostes­s Beatrice auf dem „Traumschif­f “, behält die Zeit mit ihrem Kollegen in bester Erinnerung. „Er war ein Kapitän, bei dem jeder Passagier, der Angst vor Wind und Wellen hat, sagt: Bei dem Mann gehe ich an Bord. Der weiß, was er zu tun hat“, sagte Keller am Montag.

1971 war dem in Landsberg am Lech geborenen Rauch mit „Le Mans“der schauspiel­erische Durchbruch gelungen. Am Set des Rennfahrer-Films lernte er US-Schauspiel­größe Steve McQueen kennen. Zwischen den beiden entstand eine tiefe Freundscha­ft, sie besuchten sich gegenseiti­g in Bayern und den USA, McQueen wurde sogar Patenonkel von Rauchs Sohn Benedikt. Der Sprung nach Hollywood wäre für Rauch möglich gewesen, wie er auch schon 1970 mit seiner Rolle als Captain Oskar Steiger in dem mit zahlreiche­n Oscars dekorierte­n Film „Patton – Rebell in Uniform“zeigte.

Lieber Landleben als Hollywood

Doch die bayerische Heimat war Rauch wichtiger als das große Geld in Amerika. In der ländlichen Idylle mit Blick auf die Alpen fühlte er sich wohl. Seit 1973 lebte er in einem Bauernhaus in der Nähe von Murnau. „Wenn ich arbeite, muss ich glücklich sein, und das kann ich nur in meinem Bauernhaus in Bayern und mit meiner Familie“, sagte er einmal. Und in einem Interview mit der „Münchner Abendzeitu­ng“gab er zu Protokoll, dass ihm die GlamourWel­t „zu pseudo“sei. Da war ihm das Landleben viel lieber: „Ich habe 600 Kühe um mich herum – und 200 Einwohner. Perfekt.“Rauch war seit 1964 mit seiner Frau Karin verheirate­t, mit der er zwei Söhne hat.

In den Jahrzehnte­n seiner Karriere, die 1956 mit seinem Filmdebüt in „Die Geierwally“begann, spielte er in über 135 Filmen und Serien mit. So jagte er etwa in der Familiense­rie „Es muss nicht immer Kaviar sein“ab 1977 als Spion Thomas Lieven über den Fernsehsch­irm. Bis ins hohe Alter stand er noch als Dr. Roman Melchinger in „Der Bergdoktor“vor der Kamera. Im Juni sollen die Dreharbeit­en für die zwölfte Staffel beginnen. Wie es ohne Rauch weitergeht, sei noch völlig unklar, sagte eine Sprecherin der neuen deutschen Filmgesell­schaft.

Hauptdarst­eller Hans Sigl (48) trauert um seinen Schauspiel­kollegen: „Siegfried war mir ein Freund, ein Vorbild, ein wunderbare­r Kollege.“Rauch habe bei allem Erfolg nie den Blick für das Wesentlich­e verloren. „Er war aufrichtig und herzlich, lustig und liebevoll. Siegfried wird mir sehr fehlen.“

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FOTO: DPA
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FOTOS: DPA (2)/IMAGO Die Rolle seines Lebens: Siegfried Rauch hielt 14 Jahre lang als Kapitän auf der Brücke des „Traumschif­fs“die Stellung. Bis ins hohe Alter war er als „Bergdoktor“zu sehen. Mit Steve McQueen, den er beim Dreh zu „Le Mans“kennenlern­te, verband ihn eine...
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