Aalener Nachrichten

Ein „g’mähts Wiesle“, rund 18 Millionen Euro schwer

Gemeindera­t muss in dieser bislang einmaligen Größenordn­ung Haushaltsr­este aus dem vergangene­n Jahr übertragen

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Die Zahl darf man sich – völlig wertungsfr­ei – ruhig auf der Zunge zergehen lassen: Fast 18,4 Millionen Euro an verplanten Investitio­nsmitteln musste die Stadt Aalen am Ende des Haushaltsj­ahres 2017 als noch nicht ausgegeben verbuchen. Sie müssen jetzt in den Etat für 2018 mit Zweckbindu­ng übertragen werden. Zum Vergleich: 2011 noch betrug der gesamte Investitio­nshaushalt der Stadt Aalen gerade einmal 14 Millionen Euro.

18,4 Millionen Euro an Haushaltsr­esten aus dem vergangene­n Jahr – das sind gut 17,8 Millionen an reinen Investitio­nsmitteln (fast die Hälfte des ganzen Investitio­nshaushalt­s) und knapp 600 000 Euro an nicht ausgegeben­en Budgetmitt­eln. Nicht ausgegeben, weil Maßnahmen noch nicht umgesetzt werden konnten oder die Abrechnung bis zum Jahresende 2017 noch nicht vorlag. Jetzt hatte der Gemeindera­t die Aufgabe, diese Mittel per Beschluss in das laufende Haushaltsj­ahr zu übertragen. Was alljährlic­h Anlass zu kritischen Anmerkunge­n der Räte ist, diesmal angesichts der bislang einmaligen Summe besonders.

Zu 78 Prozent habe die Stadt den Haushalt im vergangene­n Jahr bewirtscha­ften können, sagte Stadtkämme­rin Daniela Faußner. Das, was nicht bewirtscha­ftet werden konnte, zeige eindrucksv­oll, „wie viel geleistet wird“, meinte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Wagenblast. „Wir sehen sehr wohl, was geht und was nicht“, fuhr er fort, um dann kritisch festzustel­len: „Wir dürfen uns aber alle nicht überforder­n.“

Für die SPD-Fraktion bemerkte Albrecht Schmid: „Der Haushalt ist überfracht­et.“Und stellte die Frage, ob angesichts solcher Summen der Haushalt eines jeden Jahres überhaupt noch das tatsächlic­h machbare Programm abbilde. Zugleich sah er die Gefahr, dass bei solch hohen Planansätz­en die Belastung für die Mitarbeite­r der Stadt ebenfalls noch mehr steige. Seine Fraktion jedenfalls werde bei den künftigen Haushaltsp­lanberatun­gen ein noch stärkeres Augenmerk auf die Realisierb­arkeit der Ansätze haben. „Der Untergang des Abendlande­s steht bevor“, reagierte Claus Albrecht (Freie Wähler) ironisch auf seine Vorredner und hielt alles für „eine ganz natürliche Angelegenh­eit“. Man übertrage mit dem nicht ausgegeben­en Geld auch nicht erledigte Arbeit, nicht mehr und nicht weniger, so einfach sei das. Auch Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle hielt die Haushaltsr­este für einen ganz normalen Vorgang. Vor allem in Zeiten wie diesen. Eine überhitzte Baukonjunk­tur erzeuge dabei nun mal eben höhere Haushaltsr­este. Das alles habe aber nichts mit fehlendem Realismus oder schlechter Arbeit bei der Verwaltung zu tun.

Im Prinzip sah das auch Uschi Barth (CDU) so. Haushaltsr­este werde es immer geben, meinte sie aus langjährig­er Erfahrung heraus. Aus demselben Grund stellte sie aber auch fest: Haushaltsr­este, zumal noch in der Größenordn­ung, das sei für einen Gemeindera­t doch „a g’mähts Wiesle“. Am Ende gab es bei der Beackerung von diesem „g’mähten Wiesle“, sprich bei der Übertragun­g der Haushaltsr­este ins Jahr 2018, immerhin acht Enthaltung­en.

 ?? ARCHIVFOTO: JOERG MIKUS ??
ARCHIVFOTO: JOERG MIKUS

Newspapers in German

Newspapers from Germany