Zeitungsstadt Bopfingen
Edwin Michler blickt auf die Ursprünge der „Ipf-und Jagst-Zeitung“zurück
BOPFINGEN (an) - Von der Zeit, als Bopfingen eine Zeitungsstadt war, hat Edwin Michler im Rahmen der Rieser Kulturtage berichtet. In der Bopfinger Schranne erzählte der Kirchheimer Heimatforscher von dem Blatt „Anzeiger vom Ipf“, später „Der Ipf“genannt,
BOPFINGEN - Von der Zeit, als Bopfingen eine Zeitungsstadt war, hat Edwin Michler im Rahmen der Rieser Kulturtage berichtet. In der Bopfinger Schranne erzählte der Kirchheimer Heimatforscher von dem Blatt „Anzeiger vom Ipf“, später „Der Ipf“genannt, der nicht nur eine der verbreitetsten Zeitungen in der ganzen Region war, sondern auch einer der Vorgänger der Ipf- und JagstZeitung. Mitveranstalter war der Bund der Heimatfreunde Bopfingen.
„Einladung zum Abonnement“: Unter diesem Titel wies am 20. Mai 1871 eine Anzeige in der Ellwanger „Jagst-Zeitung“auf den „Anzeiger vom Ipf“hin, der alsbald dreimal wöchentlich erscheinen sollte. Herausgeber war der Bopfinger Fabrikant Friedrich Linse, dessen Urenkelin noch heute ein Bekleidungsgeschäft in Bopfingen führt.
Ellwangens Eilender Staats-Bott schon 1765
Freilich gab es damals in den umliegenden Orten schon längst Zeitungen, wie Michler anhand von Fotos alter Ausgaben aufzeigte: So existierte in Neresheim seit 1842 das „Amtsund Intelligenzblatt“, in Ellwangen gab es bereits seit dem Jahr 1765 mit Fürstpröpstlicher Genehmigung die Zeitung „Das Neueste der Welt. Ellwangischer Eilender Staats-Bott“. In der Messestadt Nördlingen erschienen Zeitungen schon seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Doch das Bopfinger Zeitungsunternehmen lief gut an. Nachfolger Linses als Herausgeber wurde zunächst der Bopfinger Joseph Ferdinand Abele, ehe zwei prägende Gestalten auf den Plan traten. Der Kirchheimer Pfarrer Max Hummel und sein Dirgenheimer Kollege Joseph Wengert ärgerten sich über einen gehässigen Artikel im „Anzeiger vom Ipf“, betreffend eine Primiz in Flochberg, so sehr, dass sie beschlossen, das Blatt zu kaufen. Gesagt, getan: Ab 3. Dezember 1872 waren die beiden Katholiken Herren der Zeitung, die zwar weiter in Bopfingen erschien, deren Redaktionsstube aber jetzt Wengerts Pfarrhaus in Dirgenheim war.
Wengert, der als Mitglied der Zentrumspartei 1893 in den Deutschen Reichstag zu Berlin gewählt wurde, verfasste launige Artikel mit Titeln wie „Wie der Bartel Weber seine erste Kuh gekauft“. Aber natürlich waren auch Neues aus aller Welt und den Städten und Dörfern rund um den Ipf zu lesen: ein Hofbrand in Unterwilflingen, Anzeigen für „Mostrosinen“, die Ankündigung zur Ipfmesse, aber auch die Notiz über einen Zirkus-Athleten, der auf der Ipfmesse randalierte und in Arrest genommen wurde. Die Beilage „Der Hausfreund“enthielt unterhaltsame Geschichten, Gedichte und witzige Anekdoten.
Die weiterhin streng katholische Zeitung trug bald den neuen Titel „Der Ipf“und stieg zur sogenannten Landeszeitung auf. Michler legte erstaunliche Zahlen aus dem Jahr 1877 vor: Während von der auflagenstärksten Zeitung in Aalen – damals eine Stadt mit knapp 6000 Einwohnern – 1200 Exemplare gedruckt wurden und die Rems-Zeitung aus Gmünd mit immerhin 12 000 Einwohnern eine Auflage von 2700 hatte, erreichte „Der Ipf“aus dem kleinen Bopfingen mit seinen 1486 Einwohnern eine Auflage von 5600 Exemplaren – später wurden es sogar 6000. Gelesen wurde das Blatt vor allem im katholischen Umland Bopfingens.
Pfarrer investieren den Gewinn in eine Kirche
Wengert und Hummel steckten das Geld, das sie mit der Zeitung verdienten, aber nicht in die eigene Tasche. Vielmehr investierten sie es in die erste kleine katholische Bopfinger Kirche, die 1885 geweiht wurde. An ihrem Ort entstand später die heutige katholische Stadtpfarrkirche Sankt Josef. Ihre Zeitung verkauften die beiden Pfarrer 1891 für 75 000 Mark an die „Aktiengesellschaft Deutsches Volksblatt“. 1894 zogen Redaktion und Druckerei des „Ipf“nach Ellwangen, in die Priestergasse 186, um. Als Konkurrenzprodukt zum erfolgreichen „Ipf“ließ die Ellwanger „Jagst-Zeitung“zunächst das „Bopfinger Tagblatt“erscheinen, ehe die Zeitungen 1904 zur „Ipf- und Jagst-Zeitung“vereinigt wurden.
Wenn die Ipf- und Jagst-Zeitung in diesem Jahr ihren 200. Jahrgang feiert, dürfe nicht vergessen werden, dass eine ihrer wichtigen Wurzeln in der Zeitungsstadt Bopfingen liegt, schloss Michler.