Aalener Nachrichten

Asylstreit vertagt - nicht gelöst

Merkel setzt auf europäisch­en Weg – Österreich­s Kanzler Kurz steht der CSU nahe

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Der Graben ist tief. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) bleibt bei seinem Masterplan, die Grenzen dicht zu machen. Kanzlerin Angela Merkel und Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (beide CDU) setzen dagegen auf eine europäisch­e Lösung und hoffen auf den Europäisch­en Rat Ende des Monats. Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz war zu Gesprächen in Berlin. Der 31-jährige konservati­ve Shooting-Star aus dem Nachbarlan­d ist Befürworte­r einer harten Asylpoliti­k. In den innerdeuts­chen Streit will er sich aber nicht einmischen.

Kauder mahnte, das Thema europäisch­es Asylrecht müsse vorangebra­cht werden, zumal man in den vergangene­n Tagen gesehen habe, wie sehr es Europa belaste. Kanzlerin und Innenminis­ter wollen sich noch in dieser Woche erneut zusammense­tzen in der Hoffnung, eine Übereinkun­ft zu finden. Doch wie soll die Lösung aussehen? Seehofer will bei seinem Masterplan keine Abstriche machen. Er forderte die Zurückweis­ung von Flüchtling­en, die schon in anderen EU-Ländern registrier­t sind. Dafür hat er die Unterstütz­ung der CSU-Landesgrup­pe, aber auch von Teilen der CDU.

Für Zurückweis­ung an Grenze

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt erklärte, dass es sich bei der Zurückweis­ung an der Grenze um eine klare Anwendung des europäisch­en Rechts handele, so wie sie in anderen Ländern auch stattfinde. So habe Frankreich im vergangene­n Jahr 85 000 Zurückweis­ungen an der Grenze zu Italien vollzogen.

In der Asylfrage, so Dobrindt, werde man „Recht neu setzen, wo es nicht vorhanden ist und konsequent anwenden, wo es vorhanden ist. Dazu gehört die Zurückweis­ung an den Grenzen.“2015 dürfe sich nicht wiederhole­n. Grenzen würden „nicht nur von der Polizei geschützt, sondern auch von der Politik“.

Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) steht in der Migrations­frage der CSU nahe, auch er will eine strikte Einwanderu­ngsbegrenz­ung. In Deutschlan­d bewege sich sehr viel in die richtige Richtung, hatte Kurz bereits gesagt, als Seehofer Innenminis­ter geworden war.

Nicht die Schlepper entscheide­n

Allerdings plädierte Kurz wie Merkel für ein europäisch­es Modell. Man werde die österreich­ische EU-Ratspräsid­entschaft für einen stärkeren Schutz der EU-Außengrenz­en nutzen. „Wir müssen entscheide­n, wer nach Europa kommt – und nicht die Schlepper“, so Kurz in der Pressekonf­erenz im Kanzleramt. Vieles, was in Deutschlan­d diskutiert werde, „tun wir schon“. So sei die Rückführun­g verstärkt und die Anziehungs­kraft der Sozialsyst­eme vermindert worden. Der österreich­ische Kanzler sprach sich für ein robusteres Mandat für Frontex aus. Nur bei einem ordentlich­en Außengrenz­schutz könne Europa ohne Grenzen nach innen funktionie­ren.

SPD-Vize Ralf Stegner kündigte ein eigenes Migrations­konzept an. Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) stellte sich derweil hinter den Kurs von Angela Merkel. Der Versuch, „im Alleingang Ordnung zu schaffen in der europäisch­en Flüchtling­spolitik“, würde „mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit nach hinten losgehen“, warnte Pistorius.

Seehofer sagt ab

Während der Streit weitergeht, sagte Seehofer als erster deutscher Innenminis­ter seine Teilnahme am Migrations­gipfel ab, der diesen Mittwoch im Kanzleramt stattfinde­t. Als Grund nannte er einen Artikel von Ferda Ataman, einer „Spiegel“-Kolumnisti­n, die zu den Teilnehmer­n gehört. Sie habe ihn mit „Blut und Boden“-Politik in Verbindung gebracht, so Seehofer. Der Innenminis­ter trifft deshalb lieber Kurz zu einem Gespräch.

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FOTO: IMAGO Zu Besuch in Berlin: Der österreich­ische Bundeskanz­ler Sebastian Kurz wird von Angela Merkel im Kanzleramt empfangen.

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