Zeckenalarm
Die Saison der Blutsauger beginnt. Überträger gefährlicher Krankheitserreger
Der Frühling ist da – und mit ihm Zecken in Wald und Garten. Die Experten geben Zeckenalarm. Aus gutem Grund: Bisse der Insekten können sogar Lähmungen, Gelenkentzündungen und schwere Nervenschäden verursachen. Jeder fünfte der vier Millionen deutschen Schmerzpatienten hat nach Ansicht von Medizinern sein Leiden einem vor Jahren unbemerkten oder verharmlosten Zeckenstich zu verdanken. Es kann Jahre nach der Infektion zu Gelenksentzündungen, zu Immunschäden, Blutarmut, Muskelentzündungen, Harnsäurestörungen, ja sogar zu einer Form von Leukämie kommen. Die Krankheit ist in ihrer Erscheinungsform der Multiplen Sklerose sehr ähnlich. Alle reden vom Impfen gegen Zeckenkrankheiten, dabei ist das gegen die schlimmste Krankheit, die die heimischen Blutsauger übertragen, gar nicht möglich. Impfen lässt sich nur gegen die FrühsommerMeningoenzephalitis (FSME), eine infektiöse Gehirnhautentzündung. Die noch gefährlichere Lyme-Borreliose kommt jedoch bis zu 100 Mal häufiger vor. Die Gehirnhautentzündung FSME ruft anfangs Symptome einer Grippe hervor, es können aber auch schwere Komplikationen wie Nervenschäden, Gehirn- und Rückenmarksentzündungen auftreten. Einmal ausgebrochen, ist gegen die Virus-Infektion FSME medikamentös nichts zu machen. Anders bei der Lyme-Borreliose, deren Erreger wegen ihrer Heimtücke und Gefährlichkeit auch als „Bakterium des 21. Jahrhunderts“und wegen der Ähnlichkeit des Krankheitsverlaufs als „Syphilis aus dem Wald“bezeichnet wurde. Gegen bakterielle Infektionen helfen Antibiotika; sie müssen aber rechtzeitig eingesetzt werden, damit es nicht zu gravierenden Spätfolgen kommt. Wenn innerhalb von zwei Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden auftreten, begleitet von hohem Fieber und Gelenk- oder Muskelschmerzen, sollte jedenfalls ein Arzt aufgesucht werden. In etwa der Hälfte aller Fälle bleibt sogar das typische Anzeichen einer Borreliose aus, nämlich eine ausgedehnte Rotfärbung um die Einstichstelle (erythema migrans). Die beste Waffe gegen all die von Zecken übertragenen Krankheiten ist immer noch die Verhütung, damit es erst gar nicht zu einer Infektion kommt. Zecken stechen mit ihrem hornigen Blutsäbel, der Dutzende von Widerhaken trägt, meist nicht sofort zu. Oft krabbeln sie bis zu eineinhalb Stunden auf dem Körper, um die schmackhafteste Einstichstelle zu finden. Sie lieben besonders gut durchblutete Hautpartien: Kopfhaut, Ohren, Hals, Arm- und Kniebeugen, Leisten, Hände und Füße. Die Krabbelzeit sollte jedenfalls genutzt werden, um nach einem Waldspaziergang den Körper nach den Tierchen abzusuchen, noch bevor sie sich in die Haut gebohrt haben. Ärzte empfehlen neuerdings die bekannten Fusselrollen, die sowohl krabbelnde Zecken als auch die nur millimetergroßen Nymphen mit ihrem Klebstoff packen und entfernen. obx