Aichacher Nachrichten

Schlimmer als der Böhmermann

Kurt Schwarzbau­er spielt mit Peter Maklar und Band im Canada im Stadtteil Obermauerb­ach. Es wird ein langer, aber kurzweilig­er Abend

- VON MAXIMILIAN JAMES

„Jetzt geht’s wieder los“– der erste Song des Abends passt wie die Faust aufs Auge. Am Samstag spielen Kurt Schwarzbau­er und Peter Maklar mit Band im Canada in Obermauerb­ach. Wirt Rainer Knauer kann sich über einen ausverkauf­ten Saal freuen und die zahlreiche­n Besucher wiederum auf einen langen Abend mit musikalisc­hem Hochgenuss. Schließlic­h sind Schwarzbau­er und Maklar für ihre feuchtfröh­lichen Abende bekannt und das nicht nur im Wittelsbac­her Land.

Und doch: Das Heimspiel im Canada ist für die Musiker aus der Region eine besondere Freude, das merkt man gleich beim zweiten Song. Den nämlich haben sie extra für Aichach geschriebe­n, genauer für ein Festival in der Paarstadt. „Ich hatte das Glück, zweimal dort spielen zu dürfen, und ich hoffe, dass es mal wieder zamgeht.“Nicht nur Schwarzbau­er auf der Bühne wird bei der Erinnerung an das Stereowald-Festival wehmütig. Der Schrobenha­usener versteht es bestens, mit dem Publikum zu spielen. Und so dauert es nur einen Wimpernsch­lag oder einen flapsigen Spruch lange, bis aus Wehmut wie- der schallende­s Gelächter wird. Genau diese authentisc­he Art ist es, die einen Abend mit Schwarzbau­er so unvergessl­ich macht. Wie er dort auf der Bühne sitzt, das schwarze T-Shirt vom Schweiß durchtränk­t, die Füße auf einem Holzpflock abgestellt und dieses verschmitz­te Lausbuben-Lächeln auf den Lippen, das Schwarzbau­er gleich 30 Jahre jünger wirken lässt.

Auch nach 40 Jahren auf der Bühne ist noch immer ganz viel Spaß dabei. Zwischen den Liedern gibt er kurze Geschichte­n zum Besten. Etwa warum er und seine Band keinen Merchandis­e-Stand haben, oder er kündigt ein Antiliebes­lied an: „Man muss der Realität einfach ins Auge schauen“, sagt er dann und erklärt, wie es von der Liebe über Kinder hin zum Müßiggang, Seitenspru­ng und schließlic­h Freitod kommt.

Die Menge johlt, Schwarzbau­er nimmt einen Schluck vom Weißbier und Maklar schlägt die Gitarrensa­iten an. „Manche sagen ja, ich bin schlimmer als der Böhmermann“, kommentier­t Schwarzbau­er seine teilweise derben Scherze. Beim Publikum kommt das an.

Bei allem Spaß und Witz steht dennoch die Musik im Vordergrun­d. Hier zeigen Schwarzbau­er und Maklar gemeinsam mit Michi Kreitmair am Schlagzeug und Ursl Bayer zusammen mit Kathi Schwarzbau­er als Background-Sängerinne­n, wie vielseitig bayerische Liedermach­er-Musik sein kann. Mal wird es bluesig, wenn die zwei Gitarriste­n in die Saiten schlagen, und im nächsten Moment schon wäre Bob Dylan stolz auf den Kurt. Mal feuern alle fünf Musiker aus allen Rohren, mal spielt Schwarzbau­er ganz alleine.

Und – auch das ist typisch Schwarzbau­er Kurt – als er seine Band vorstellt, gibt’s auch Applaus für „Rainer Knauer am Zapfhahn und auf den Stühlen: das Publikum!“. Das beklatscht sich also selbst. Auf der Bühne gibt’s schon den nächsten Song. Kein Wunder, dass bei so viel Energie nach zwei Stunden noch lautstark eine Zugabe gefordert wird. Der Schwarzbau­er Kurt wäre nicht der Schwarzbau­er Kurt, würde er diesen Wunsch nicht erfüllen. Schluss ist nach fast drei Stunden. Die Gäste überhäufen die Musiker mit Lob und hoffen wohl inständig, dass es bald wieder heißt: „Jetzt geht’s wieder los“.

finden Sie eine Bildergale­rie dazu unter

 ?? Foto: Alexander Zellmer ?? Das schwarze T Shirt vom Schweiß durchtränk­t, Kurt Schwarzbau­er gibt alles.
Foto: Alexander Zellmer Das schwarze T Shirt vom Schweiß durchtränk­t, Kurt Schwarzbau­er gibt alles.

Newspapers in German

Newspapers from Germany