Wie die Feuerwehren an Nachwuchs kommen
Bayernweit klagen die freiwilligen Retter, dass sich immer weniger junge Menschen anmelden. In Augsburg sieht es besser aus, dennoch kann tagsüber nicht mehr jede Wehr ausrücken
Ein Haus brennt, das Feuer droht auf umliegende Gebäude überzugreifen. Man steht vor der Bedrohung seiner Existenz. Ein Moment, in dem jeder froh um die Feuerwehr ist. Die freiwillige Feuerwehr ist dabei mehr als nur die Hilfstruppe der Berufsfeuerwehr. Ihre Mitglieder opfern oft einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit für Übungen und Fortbildungen. Mehr noch, Hilfseinsätze sind meist mit persönlichem Risiko verbunden.
Aber die Mitgliederzahlen der freiwilligen Feuerwehr sind vielerorts in Bayern rückläufig. Auch in Augsburg sind 2016 rund 12 Prozent weniger Mitglieder gemeldet als 2013, was aber deutlich weniger ist als in vergleichbaren Städten. Es gibt noch sieben freiwillige Feuerwehren in Augsburg-Stadt, laut Pressesprecher Friedhelm Bechtel ist das eine sehr gute Situation. Mehr noch, eine achte wäre sogar möglich – würde es genug finanzielle Mittel geben. Engagierte Menschen in Augsburg-Lechhausen haben ihr Interesse bekundet, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. „Eine Feuerwehrgründung ist heutzutage sehr ungewöhnlich“, so der Pressesprecher Bechtel. Im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten eine geradezu paradiesische Situation. Egal ob Düsseldorf, Bremen oder Berlin – sie alle kämpfen mit starkem Mitgliederschwund.
Was Bechtel auch optimistisch stimmt sind die Zahlen beim Nachwuchs. Denn die Zahlen der Jugendfeuerwehr sprechen ebenso für engagierte Augsburger. Hatte sie 2013 noch 67 Mitglieder, so waren 2016 bereits 129. Friedhelm Bechtel hat daher auch keine Bedenken, den Freiwilligen könnten die Mitglieder ausgehen. Viele aus dem Jugendbereich treten später bei den Erwachsenen ein. Darauf muss man auch die Zukunft der freiwilligen Wehren bauen, denn heute stammt ein Großteil ihrer Mitglieder aus den geburtenstarken Jahrgängen von 1960 bis 1966. Daher versuchen die Feuerwehren in Augsburg, bereits im Kindesalter anzusetzen. „Da konkurrieren wir natürlich mit anderen Vereinen“, meint Bechtel. Aber die Kinderfeuerwehr Oberhausen laufe sehr gut. Leider sei eine mit sehr viel Aufwand verbunden, weswegen sich kaum jemand dafür einsetze.
Weniger gut stellt sich zum Teil die Einsatzbereitschaft der freiwilligen Wehren dar. So können nur vier Feuerwehren tagsüber ausrücken. Viele Freiwillige haben keine Zeit mehr für Einsätze, oft dauert die Anfahrt vom Arbeitsplatz zu lange. „Es gibt aber auch Chefs, die dafür nicht mehr freigeben. Unverständlich, denn jeder kann in eine Situation geraten, in der Hilfe der Feuerwehr nötig ist“, so Bechtel. Angst um den Arbeitsplatz könnte eine Rolle spielen, vermutet der Pressees sprecher. Allzu hoch hängen möchte er das nicht, schließlich sei das Ehrenamt immer noch sehr angesehen.
Lediglich die Wachen von Göggingen, Haunstetten, Inningen und Bergheim können untertags ausrücken, dabei verfügt nur die Freiwillige Feuerwehr Haunstetten über einen Drehleiterwagen. Die einsatzbereiten Feuerwehren konzentrieren sich auf den Augsburger Südwesten und Westen. Aufgrund der beschränkten Einsatzgebiete kann die Berufsfeuerwehr nicht immer unterstützt werden. Die freiwilligen Feuerwehren rücken in der Regel nur zu Einsätzen aus, die nach ErKinderwehr halt des Notrufs in zehn Minuten erreichbar sind. Um eine Überbelastung zu vermeiden, rücken nach 17 Uhr die Wehren aus, die tagsüber keine Zeit haben – sofern möglich. Das Älterwerden der „Baby-Boomer“könnte auch hier Engpässe schaffen. Weswegen die gute Nachwuchsarbeit für die Feuerwehren umso wichtiger ist. Pressesprecher Bechtel macht sich da „keine Sorgen“. Jeder Großeinsatz sei im Zusammenspiel von Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen stemmbar, die Kommunikation untereinander funktioniere und „im Zweifelsfall kommen die Leute immer“.