„Das war weltmeisterlich“
Tyron Zeuge dominiert seinen WM-Kampf und beschert so Manager Kalle Sauerland ein Luxusproblem
Deutschlands derzeit einziger Boxweltmeister hat Publikum und Fachwelt verzückt. „Von einem deutschen Boxer auf diesem Niveau haben wir so eine Leistung lange nicht gesehen“, schwärmte Promoter Kalle Sauerland nach dem Sieg seines Schützlings Tyron Zeuge Samstagnacht in Wetzlar.
Im besten Kampf seiner Karriere verteidigte der Berliner den WMTitel der WBA im Supermittelgewicht gegen den 34-jährigen Briten Paul Smith in beeindruckender Manier und besiegte den erfahrenen Mann von der Insel haushoch (119:108, 119:108, 119:108). Danach orderte er seine Belohnung: „Erst mal nehmen wir ein Bierchen.“
Sauerland war geradezu gerührt: „Das war weltmeisterlich, ein echter Champion. Seine Reflexe, sein Koordinationsvermögen – exzellent. Der Junge macht mich stolz.“Sein Boxer hatte alle überrascht: Er zelebrierte konsequentes Distanzboxen, dominierte das Duell mit einer starken Führhand und beraubte den siegessicher ins Gefecht gegangenen Engländer seines Selbstvertrauens. Was der Brite auch versuchte – er scheiterte. Gefährliche Attacken des Herausforderers beantwortete der 25 Jahre alte Deutsche mit feinstem Konterboxen. Smith, der nach dem Kampf ins Krankenhaus zur Kontrolle eines Cuts an der Augenbraue gebracht wurde, verzweifelte zusehends. Da musste selbst der britische Promoter Eddie Hearn, dessen Unternehmen Matchroom seit Jahren WM-Titel zuhauf einheimst, den Gegner loben: „Deutschland hat ein sehr interessantes Talent. Tyron Zeuge ist Vertreter einer neuen Generation im deutschen Boxen. Jugend, Schnelligkeit und Beweglichkeit haben den Unterschied gemacht.“Zeuge, der kein Freund großer Worte ist, grinste. „Das hat Spaß gemacht heute. Ich glaube, Jürgen ist auch ganz zufrieden.“Gemeint war Trainer Jürgen Brähmer. Der konnte dies bestätigen. Über seine eigenen Ringaktivitäten hüllte sich ExWeltmeister Brähmer in Schweigen. „Ich bin heute Trainer“, erwiderte er und blockte Fragen nach seinem möglicherweise letzten Kampf ab.
Nach dieser Leistung wird Sauerland nicht umhin können, Zeuge für das weltweite Turnier um die Muhammad-Ali-Trophy zu nominieren. Jeweils acht der weltbesten Boxer ermitteln zunächst im Supermittelgewicht und Cruisergewicht in K.-o.-Runden ihre Champions. Die Veranstalter wollen Preisgelder in Gesamthöhe von 50 Millionen Dollar ausschütten. Am 8. Juli wird in Monaco das Teilnehmerfeld präsentiert. Auch Ex-Weltmeister Arthur Abraham und Vincent Feigenbutz sind Kandidaten, aber nur ein Deutscher wird dabei sein. „Wir prüfen alles“, sagte Sauerland. (dpa)