Endlich Betonwüste!
Saftige Wiesen, grüne Wälder, tiefblaue Flüsse und klare Seen – so präsentiert sich der Freistaat gerne in Hochglanzkatalogen. Es sind herrliche Bilder: unberührte Landschaften, leuchtende Dörfer und klinisch reine Städte, lachende Menschen mit dem Laptop in der Hand, gekleidet in Dirndlgewänder und Lederhosen.
Und wie zur Krachledernen sozusagen symbiotisch der tragbare Computer gehört, gehören nach Meinung der Staatsregierung zu den Wiesen und Wäldern, von denen es im Freistaat sowieso noch genügend gibt, eben all die Autobahnen, Straßen, Parkplätze, wachsenden Wohn- und Gewerbegebiete an den Ortsrändern, ohne die das moderne Bayern halt nicht mehr vorstellbar ist.
Und genau genommen gibt es davon noch viel zu wenig. Sagt die Regierung. Sagen auch die meisten Menschen. Denn Wachstum bedeutet Fortschritt und zurück in die Steinzeit will keiner. Jedes Dorf braucht heute ein Gewerbe- und Neubaugebiet, einen Supermarkt, am besten auch einen Autobahnanschluss. Darum muss gebaut werden, was das Zeug hält. Zum Wohle der Bürger und zum Wohle der Staatsregierung.
Alles könnte gut sein. Wären da nicht diese Grünen. Immer was zu meckern. Sagt der Herr Söder. Seit Jahren jammern sie über den fortschreitenden Flächenfraß in Bayern, was genau genommen gar nicht stimmt. Denn es wird keine Fläche gefressen, sondern umgewidmet: Mehr oder minder nutzlose Natur wird zu blühenden Lebensräumen für Mensch und Wirtschaft. Oder plakativer: Großbäckereien statt Borkenkäfer.
Die Grünen wiederum wollen diese lebensnotwendige Entwicklung bremsen und planen ein Volksbegehren. Ziel ist ein Landesgesetz, das den Flächenverbrauch, besser gesagt die Flächenumwandlung, auf maximal 4,7 Hektar am Tag begrenzt. Derzeit beträgt sie noch 13,1 Hektar. Mensch, so wird das nie etwas mit der zukunftsträchtigen Betonwüste Bayern!