Aichacher Nachrichten

Endlich Betonwüste!

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Saftige Wiesen, grüne Wälder, tiefblaue Flüsse und klare Seen – so präsentier­t sich der Freistaat gerne in Hochglanzk­atalogen. Es sind herrliche Bilder: unberührte Landschaft­en, leuchtende Dörfer und klinisch reine Städte, lachende Menschen mit dem Laptop in der Hand, gekleidet in Dirndlgewä­nder und Lederhosen.

Und wie zur Krachleder­nen sozusagen symbiotisc­h der tragbare Computer gehört, gehören nach Meinung der Staatsregi­erung zu den Wiesen und Wäldern, von denen es im Freistaat sowieso noch genügend gibt, eben all die Autobahnen, Straßen, Parkplätze, wachsenden Wohn- und Gewerbegeb­iete an den Ortsränder­n, ohne die das moderne Bayern halt nicht mehr vorstellba­r ist.

Und genau genommen gibt es davon noch viel zu wenig. Sagt die Regierung. Sagen auch die meisten Menschen. Denn Wachstum bedeutet Fortschrit­t und zurück in die Steinzeit will keiner. Jedes Dorf braucht heute ein Gewerbe- und Neubaugebi­et, einen Supermarkt, am besten auch einen Autobahnan­schluss. Darum muss gebaut werden, was das Zeug hält. Zum Wohle der Bürger und zum Wohle der Staatsregi­erung.

Alles könnte gut sein. Wären da nicht diese Grünen. Immer was zu meckern. Sagt der Herr Söder. Seit Jahren jammern sie über den fortschrei­tenden Flächenfra­ß in Bayern, was genau genommen gar nicht stimmt. Denn es wird keine Fläche gefressen, sondern umgewidmet: Mehr oder minder nutzlose Natur wird zu blühenden Lebensräum­en für Mensch und Wirtschaft. Oder plakativer: Großbäcker­eien statt Borkenkäfe­r.

Die Grünen wiederum wollen diese lebensnotw­endige Entwicklun­g bremsen und planen ein Volksbegeh­ren. Ziel ist ein Landesgese­tz, das den Flächenver­brauch, besser gesagt die Flächenumw­andlung, auf maximal 4,7 Hektar am Tag begrenzt. Derzeit beträgt sie noch 13,1 Hektar. Mensch, so wird das nie etwas mit der zukunftstr­ächtigen Betonwüste Bayern!

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