Was steckt denn da in den bunten Tüten?
Die Erstklässler erleben einen aufregenden ersten Tag an der Edith-Stein-Schule in Aichach. Was sie besonders begeistert
Aichach Aufgeregtes Getuschel, Kichern und Flüstern, raschelnde Schultüten: Die Aula der EdithStein-Schule ist voll. Neugierige Blicke fliegen hin und her, die Lehrer werden ins Auge gefasst, manch einer greift unwillkürlich nach einer Elternhand.
Beate Bischof, Rektorin des Sonderpädagogischen Förderzentrums, begrüßt die Schulkinder und ihre Eltern herzlich und stellt eine Frage, die sofort auf Enthusiasmus stößt. „Auf was freut ihr euch in der Schule am meisten?“„Die Schultüte“, ruft sofort ein kleines Mädchen. „Ich will jetzt endlich mal lesen können“, schickt ein Bub mit empörter Stimme hinterher.
17 Erstklässler erleben an diesem Dienstag an der Edith-Stein-Schule ihren ersten Schultag. Dazu kommen 33 Kinder, die vom Kindergarten in die Schulvorbereitende Einrichtung wechseln und sich ebenfalls auf das Jahr freuen.
Die neuen Schüler treffen gleich zu Beginn das erste Mal auf ihre Paten. „Sie haben vor Schulbeginn Post von unseren Drittklässlern bekommen“, erklärt Konrektorin Alexandra Bioly. „So hat jeder einen Ansprechpartner, der schon Bescheid weiß.“Fragen gibt es viele.
Kaum sind die Schüler in ihren Klassenzimmern, wird Lehrerin Romana Graßler vom Wissensdurst der Kinder überrollt: Was machen wir denn heute? Schreiben wir heute schon? Machen wir heute etwas Schwieriges? Graßler kann alle Bedenken zerstreuen und begeistert die Erstklässler für ihr Vorhaben. Es werden endlich die vielen Geheimnisse gelüftet: Alle spitzeln im Kreis zusammen in jede Schultüte. „Alles mit Minions“, ertönt ein freudiger Ausruf. Hefte, Überraschungseier, Buntstifte, kleine Bücher, Brotzeitdosen: Dicht drängen sich die Gesichter über den gefüllten Tüten.
Dass diese nicht überall Tradition haben bei der Einschulung, erzählt Asylkreishelferin Friederike Carls- son, die eine Familie aus dem Irak betreut und mit den Eltern des eingeschulten Jungen am Tisch sitzt. „Sie kannten davor keine Schultüten“, meint sie. Aber jetzt sei die Begeisterung darüber groß bei der Familie. Auch ein Vater aus Oberbernbach findet die Schultüte toll: „Aber der Tapetenwechsel war auch wichtig. Der Kindergarten hat meinem Sohn nicht mehr gereicht, er wollte mehr lernen“, fügt er hinzu.
Der erste Schultag hier gleicht zwar dem der Regelschulen, aber es gibt Unterschiede in der Vorbereitung. „Wir haben viele Elterngespräche, intensive Diagnostik, viel Beratung“, erläutert Beate Bischof. Es sei oft belastend, wenn die eigenen Kinder Schwierigkeiten hätten. „Auf eine Regelschule zu wechseln, ist aber jederzeit möglich und auch das Ziel.“Die Aufregung und Freude ist überall gleich groß. Elbeta Olluri bringt sie an diesem Dienstag zum Ausdruck, während ihr Sohn Qlirin mit breiten Zahnlücken seine Schultüte anlächelt: „Es ist einfach ein schönes Gefühl.“
Endlich ein Tapetenwechsel. Der Kindergarten hat nicht mehr gereicht