Wenig Gewerbeflächen
Die 24 Kommunen im Landkreis Aichach-Friedberg tun sich derzeit schwer, überhaupt noch Areale für Firmen zu finden. Woran das liegt und welche Folgen es für die Entwicklung des Wittelsbacher Landes haben kann
Gewerbeflächen sind im Wittelsbacher Land Mangelware. Die 24 Kommunen tun sich derzeit schwer, noch Areale für Firmen zu finden.
Aichach Friedberg Vergangene Woche präsentierte sich das Wittelsbacher Land in München auf der Immobilienmesse Expo Real. In einer Broschüre wurden dafür verfügbare Gewerbeflächen zusammengestellt. Doch: Es gibt kaum noch welche. Nur im Gewerbepark Aichach Dasing, in Dasing selber, Affing, Friedberg, Mering, Ried und Todtenweis sind noch Areale im Angebot oder Vorbereitung (siehe Grafik). Angebot und Nachfrage klaffen immer weiter auseinander. So sagt Peter Lintner, bei der Industrieund Handelskammer Schwaben für Standortpolitik verantwortlich: „In den letzten Jahren gab es eine starke Wachstumsdynamik an der Technologie-Achse Karlsruhe – Ulm – München.“Und die hiesige Region habe hierbei das größte Wachstum an Arbeitsplätzen erzielt. Gerade entlang der A 8, sei es in Dasing oder dem Augsburger Raum, expandiere die Wirtschaft – und damit die Bautätigkeit. Auch Daniela Eder, Wirtschaftsreferentin am Landratsamt Aichach-Friedberg, spricht von „deutlich mehr Anfragen“als vor einigen Jahren. Für die Gemeinden sei es dagegen teilweise schwierig, noch an Flächen zu kommen.
Ein Beispiel ist Mering. Hier wird gerade ein neun Hektar großes Gewerbeareal nahe dem Bahnhalt St. Afra auf den Weg gebracht, das allerdings zum größten Teil an eine Firma gehen wird. Laut Bürgermeister Hans-Dieter Kandler wird es das letzte für lange Zeit sein.
Das hat Folgen – für die Kommune und für Unternehmen. Kandler hatte zuletzt betont, er benötige Gewerbesteuereinnahmen für Großprojekte wie das kirchlich-kommunale Gemeindezentrum Vision 2025 im Ortskern. Andererseits betont IHK-Mann Lintner: „Es gibt immer wieder Engpässe für Firmen.“Besonders schwer tun sich ihm zufolge Branchen mit viel Platzbedarf und solche, bei denen Probleme mit der Nachbarschaft zu befürchten sind. Der Wirtschaftsvertreter spricht sich für einen „dynamischen Bestandsschutz“aus. Denn wenn auch Unternehmen aus dem Münchner Raum in die Region abwandern, habe das heimische Gewerbe doch den größten Bedarf. Normalerweise ziehe eine Firma nicht mehr als 30 Kilometer weit um. Auch innerhalb einer kleinen Gemeinde müsse es einem Betrieb möglich sein, zu expandieren. In Kissing wird das bereits schwierig. Es gebe keine neuen Flächen mehr, sagt Bürgermeister Manfred Wolf. Er setzt daher auf die Strategie, Lücken zu schließen, und tritt in Verhandlungen mit Unternehmen mit großen Grundstücken. Für Wirtschaftsreferentin Eder der richtige Weg: „Man muss sich ständig mit dem Thema beschäftigen und es aktiv angehen.“
Friedberg hat das in den vergangenen Jahren gemacht; große Ge- werbegebiete sind in Derching und nahe dem See entstanden. Trotzdem sagt Bürgermeister Roland Eichmann: „Im Prinzip haben wir keine Flächen mehr. In Derching ist von den verfügbaren Flächen eine schon reserviert.“Zwar seien noch andere Areale in Zukunft als Gewerbeflächen geplant, doch zu schnell wolle er nicht vorgehen. Und eines stellt er klar: „Mit mir wird es keine Bebauung östlich der AIC25 geben.“Ein Gewerbegebiet von der Autobahn bis zum See ist für ihn keine Option. Auch wenn die Gewerbesteuer für die Stadt mit aktuell 16 Millionen Euro jährlich eine zunehmend größere Einnahmequelle ist, die auch nach Meinung des Bürgermeisters ausgebaut werden könnte. „Wir konnten bereits viel ansiedeln, jetzt warten wir mal ab.“
Im Gewerbepark Acht300 der Kommunen Aichach und Dasing sind noch Flächen frei, aber das über 30 Hektar große Gelände auf dem Gallenbacher Berg füllt sich. Die sehr gute Verkehrslage lockt insbesondere Unternehmen, die dort Ware umschlagen wollen. Neben dem Logistikzentrum des Lebensmitteldiscounters Norma siedelt sich der Paket- und Expressdienst DPD an. Geplant ist ein Depot mit einer Hallenfläche von rund 10000 Quadratmetern bis Ende 2021. Investiert wird ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag. Zwischen 250 und 300 Arbeitsplätze sollen entstehen.