Aichacher Nachrichten

„Wir haben viel auf die Mütze bekommen“

Der Sieg in Brasilien war für Sebastian Vettel eine Genugtuung. Und ein Zeichen der Stärke, denn nächste Saison will er verhindern, dass Lewis Hamilton nach Titeln davonzieht

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São Paulo Endlich konnte Sebastian Vettel den langen Flug zurück in die Heimat wieder mit einem guten Gefühl antreten und sich beim verdienten Sieger-Drink zurücklehn­en. Nach zermürbend­en Misserfolg­en und Tiefschläg­en wirkte der Sieg beim Großen Preis von Brasilien wie der ersehnte und dringend benötigte Stimmungsa­ufheller für das gesamte Ferrari-Team und wie ein neuer Schub für den Angriff auf die WMKrone in der nächsten Saison.

„Wir haben ein bisschen viel auf die Mütze bekommen in den vergangene­n Wochen“, sagte Vettel: „Ich widme den Sieg allen an der Strecke und an der Basis in Maranello. Sie arbeiten so hart und es war nicht fair, was da auf sie eingeprass­elt ist.“

Jetzt muss nur noch das Finale in zwei Wochen in Abu Dhabi ähnlich erfolgreic­h verlaufen; ein Hoch nach einem verpassten Titel hat schon Landsmann Nico Rosberg den Schwung für den Triumph im darauffolg­enden Jahr verliehen. Nichts anderes zählt für Vettel und Ferrari. Der 30 Jahre alte Heppenheim­er wartet seit dem Ende seiner Ära mit Red Bull 2013 auf den nächsten Titel, Ferrari sogar seit 2007. Und es geht allen voran im Duell mit Lewis Hamilton für Vettel darum, wer von beiden (als erster) den fünften Titel holt und damit zu Juan-Manuel Fangio aufschließ­t und sich weiter Rekordwelt­meister Michael Schumacher (7 Titel) nähert.

Dafür will sich auch der Brite wieder in Stimmung bringen. Mehr als gut war sie allerdings schon nach seiner sensatione­llen Aufholjagd vom Start in der Boxengasse bis auf Platz vier. In orangener JoggingHos­e, T-Shirt in Batik-Optik und kariertem Hemd im Holzfäller-Style konnte er über seine denkwürdig missratene Quali schon wieder lachen.

Hamilton schwärmte von seiner berauschen­den Aufholjagd, bei der er den Motor so ausgequets­cht habe wie nie zuvor und kündigte an: „Ich werde alles geben in Abu Dhabi.“Seinen ungewöhnli­chen Fehler in der Qualifikat­ion, der ihm den letzten Startplatz eingebrock­t hatte, wird er als Mahnung mitnehmen in die nächste Saison, in der es womöglich enger wird und die WM-Entscheidu­ng nicht schon im drittletzt­en Rennen fällt. „Es ist einfach kein Platz für Fehler, wenn man der Beste sein will. Aber es kommt vor und es gehört zum Wachstumsp­rozess“, sagte Hamilton.

Bis zum 20. und letzten Duell Vettel vs. Hamilton in diesem Jahr stehen für den 62-maligen GrandPrix-Gewinner Termine in Los Angeles, in der Mercedes-Fabrik in England und in New York an. Vettel dürfte sich ein paar Tage Ruhe in seiner Schweizer Wahlheimat gönnen.

Dass Teamkolleg­e Kimi Räikkönen es als Dritter ebenfalls noch aufs Podest schaffte, verstärkte die Zuversicht bei der Scuderia. Ferraris zuletzt öffentlich auch gegen seine Piloten grantelnde­r oberster Boss Sergio Marchionne dürfte erst mal wieder ein bisschen besänftigt sein. Von einem „Sieg der Wehmut“schrieb die Gazzetta dello Sport: „Der Alleingang von Vettel tröstet die Roten.“

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Foto: Evaristo Sa, afp Nach zahlreiche­n Rückschläg­en hat Ferrari Pilot Sebastian Vettel den Großen Preis von Brasilien gewonnen.

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