Im „Bürgerbus“zum Dorfladen
„Lebensqualität“auf dem Land: Wohngemeinschaften für Senioren und Bürgerbusse
Thierhaupten Eine Wohngemeinschaft für fünf Senioren: Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich außerdem der Dorfladen, den die Bewohner mit einem Aufzug erreichen können. Ein Hirngespinst?
Eine solche Alternative zum Altersheim existiert bereits in Schleching, Landkreis Traunstein. Als „Alten-WG“bezeichnet Gerlinde Augustin, Geschäftsführerin der Schule für Dorf- und Landentwicklung (SDL) Thierhaupten, dieses Modell. Wohngemeinschaften für Senioren, die Abwanderung der Dorfläden und der Einsatz von „Bürgerbussen“: Das alles sind Entwicklungen, die bei der Fachtagung „Nahversorgung und Mobilität auf dem Land organisieren“, die gestern in der Schule für Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten stattfand, zur Sprache kamen.
„Es sind aktuelle Themen, die ländliche Räume bewegen“, sagt Augustin. Lösungsansätze werden überall gesucht, denn Lebensqualität in Dörfern soll „vital“gehalten werden – trotz Wirtschaftssterben, dafür mithilfe neuer Mobilitätsformen und Digitalisierung.
Gerlinde Augustin erklärt, was sich konkret beobachten lässt: Metzgereien und Bäckereien in Gemeinden nahe einer Stadt sterben schneller aus als in abgelegenen, ländlichen Gebieten. „Die Menschen arbeiten in der Stadt und fahren auf dem Heimweg zum Einkaufen“, schildert die Geschäftsführerin die Problematik. Dabei vergessen die Bürger: Kaufe ich nichts im Dorfladen, kann dieser auch nicht leben. Doch auch die Läden selbst können sich um ihre Kunden bemühen, indem sie persönliche Kontakte pflegen oder mit den „Trends“gehen, also beispielsweise regionale oder vegane Ware anbieten. Dabei müssen die Läden nicht unbedingt privat getragen werden, sondern können auch über Unternehmergesellschaften laufen.
Im Bereich Mobilität spricht Gerlinde Augustin vom „Bürgerbus“: Menschen, die selbst nicht mehr Auto fahren, können dann bei der Gemeinde anrufen, um sich mit einem Auto der Kommune zum Arzt bringen zu lassen. Denn oftmals leben Senioren alleine und die Kinder weit weg, sodass Unterstützung dieser Art gefragt ist. Die Entwicklung solcher Modelle geht laut der SDLGeschäftsführerin zwar noch „zögerlich“, doch es gebe bereits Beispiele, die zeigen, dass der „Bürgerbus“funktioniert: so wie in Gablingen beispielsweise. In Thierhaupten selbst gibt es auch schon eine Nachbarschaftshilfe. Hier werden Personen unterstützt, die nicht mehr alles eigenständig erledigen können. Auch diverse Baupläne für das Dorfzentrum stehen an, um älteren Menschen entgegenzukommen. Beispiele und Modelle wie diese müssen laut Augustin weiter ausgebaut werden. Bei der Fachtagung in Thierhaupten sollten nun Anreize für den Erhalt der ländlichen Lebensqualität geschaffen werden.