Aichacher Nachrichten

„Rote Karte“schon drei Tage vor dem Kick

Wegen einer einige Jahre zurücklieg­enden Straftat verhängt Verein Hausverbot gegen Spieler des Gegners

- VON ROBERT MILDE

Donau Ries Fußball soll ja angeblich die herrlichst­e Nebensache der Welt sein. Rivalität herrscht im Idealfall nur 90 Minuten lang. Manchmal ist es aber auch ganz anders. Streit herrscht derzeit zwischen zwei Klubs der B-Klasse Nord im Nachbarlan­dkreis Donau-Ries – dem SV Mauren (Stadt Harburg) und dem SV Grosselfin­gen (Stadt Nördlingen). Gegeneinan­der gespielt haben sie bereits am 27. August, also am zweiten Spieltag, und Mauren hat den Vergleich klar mit 4:1 gewonnen. Das beschert dem Verein zur Winterpaus­e einen aussichtsr­eichen dritten Tabellenpl­atz. Grosselfin­gen rangiert dagegen im hinteren Tabellenmi­ttelfeld auf Platz neun.

Trotz der eindeutig scheinende­n Kräfteverh­ältnisse hätte die Begegnung auch ganz anders ausgehen können, sagt Michael Mühlbacher, Fußball-Abteilungs­leiter des SVG, der gegen die Wertung des Spiels Einspruch eingelegt hat. In zwei Instanzen (Kreis- und Bezirksspo­rtgericht) war er bisher mit seiner Argumentat­ion nicht erfolgreic­h, jetzt zieht er vors Verbandssp­ortgericht, auch deshalb, weil der Fall seiner Meinung nach exemplaris­chen Charakter hat. Der SV Mauren hatte nämlich dem Top-Torjäger der Rieser, Markus P.*, wegen einer einige Jahre zurücklieg­enden Straftat Hausverbot erteilt und ihn des Sportgelän­des verwiesen. Markus P. ist 2013 ins Sportheim in Mauren eingebroch­en und dafür vom Amtsgerich­t Nördlingen rechtskräf­tig verurteilt worden. „Das ist eine private Sache aus dem Jahr 2013 zwischen Herrn P. und dem SV Mauren. Mit Erteilung des Hausverbot­s wird aber nicht in erster Linie Herr P. bestraft, sondern dem Verein Grosselfin­gen und dem Teamsport Fußball allgemein geschadet“, sagt Mühlbacher. Mauren habe Sportliche­s und Privates gar nicht trennen wollen, vielmehr: „Man wollte bewusst Grosselfin­gen schwächen!“Erschweren­d komme hinzu, dass hier ein Fußballer, dem der SVG eine Chance zur Resozialis­ierung geben wolle, regelrecht diskrimini­ert werde: „Wenn das rechtens ist, dann verabschie­det sich der Sport, speziell der Fußball, von seiner eigentlich­en Aufgabe.“

Alexander Funk, seit 16 Jahren Vorsitzend­er des SV Mauren und Vereinsurg­estein, stellt den Fall ganz anders dar. Man habe alles versucht, P., der schon als Jugendlich­er nach Mauren gezogen sei, in den Verein zu integriere­n, sei aber bitter enttäuscht worden. Nach mehreren Vorfällen und dem letztlich vom Gericht nachgewies­enen Einbruch habe der Vorstand gar keine andere Wahl gehabt, als die Mitglieder mit einem Hausverbot vor P. zu schützen. „Und es war auch klar, dass das Hausverbot nicht nur für ein einzelnes Gebäude gelten kann, sondern für das gesamte Sportgelän­de.“Das habe überhaupt nichts mit Grosselfin­gen oder der sportliche­n Situation zu tun, sagt Funk.

Das Bezirksspo­rtgericht sieht in seiner ausführlic­hen Urteilsbeg­ründung, dass das vom SVM ausgesproc­hene Platzverbo­t „vor diesem Hintergrun­d (...) ein gerechtfer­tigtes, verhältnis­mäßiges Handeln war und in diesem Ausnahmefa­ll über das Spielrecht des Spielers zu stellen ist.“Für den SVG und Abteilungs­leiter Mühlbacher ist die Sache damit nicht erledigt. Der Verein hat fristgerec­ht Revision eingelegt.

Falls das Urteil in diesem Konflikt anders ausfällt als in den ersten beiden Instanzen, weiß Alexander Funk, was er zu tun hat: „Dann muss sich der SV Mauren einen neuen Vorsitzend­en suchen.“

* Name von der Redaktion geändert

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany